Wie selbst der aufmerksame Leser nicht weiss, habe ich
kürzlich geheiratet. Allerdings bin ich jemand, der nicht gerne den einfachsten
und bequemsten Weg wählt – ich habe einen Ausländer geheiratet. Tatsächlich ist
er, haltet euch fest, nicht mal EU-Bürger! Was für mich und alle sonst
irgendwie beteiligten kein Problem darstellt. Die Schweiz hingegen sieht dies
als Grund, unsere Liebe unter Beweis zu stellen. Es wird getestet, ob wir uns
tatsächlich lieben oder ich nur einen weiteren Sozialschmarotzer ins Land holen
will. Das Ganze nennt sich übrigens Familiennachzug.
Und zwar wird die Echtheit unserer Liebe anhand von einem
schier endlosen Fragebogen zu Details unserer Beziehung getestet, sowie
wichtigen Dokumenten wie dem Betreibungsregister-Auszug. Hat jemand, der mal betrieben wurde, es wirklich
verdient, mit seinem Liebsten zusammen zu sein?
Am liebsten würde ich der Migrationsbehörde ja einfach die
Zugangsdaten zu meinem Facebook Account geben und die Kollektion von hunderten
von kitschigen und weniger kitschigen Fotos die sich in den viereinhalb Jahren
unserer Beziehung angesammelt haben. Aber nein, ich muss ja dieses Formular
ausfüllen. Und Fragen beantworten wie: «Wann
haben sie sich kennengelernt? Bitte machen sie möglichst genaue Angaben zu Ort
und Datum.» Oder «Seit wann sind sie
ein Paar?», «Wie haben Sie die Distanz ausgehalten?» Meine Lieblingsfrage ist: «Wer
machte wann und wo den Vorschlag, die Eheschliessung einzugehen?» Noch bürokratischer
und unromantischer könnte man es sicher nicht formulieren. Und nachdem ich aber
mit der etwas seltsamen Dame der Migrationsbehörde telefoniert hatte, musste
ich feststellen, dass dies wohl einfach der normale Umgangston in deren Büro
ist. Denn das völlige Fehlen von jeglicher Emotion in ihrer Stimme hat mich
schon fast beeindruckt. Ich bin kurz davor, sie noch einmal anzurufen, nur im
ihr einen Witz zu erzählen. Aus purer Neugierde, wie sie Humor stimmlich
handhabt.
Lieblingsfrage
Nummer zwei steht auf einem weiteren, separaten Formular. Welches übrigens für «die
verschiedensten Zwecke» verwendet wird, und dementsprechend verwirrend ist. «Begründung des
Aufenthaltszwecks» steht dort neben zwei nackten Linien. Also, echt jetzt? Ist
es kitschig wenn ich einfach LIEBE schreibe?! Liegt es denn nicht auf der Hand?
Man sieht, ich
bin lieber vorsichtig mit meiner Wortwahl. Es ist überhaupt seltsam, so die nackten
Fakten seiner Beziehung vor sich zu sehen. Und sich dabei zu überlegen, was
jemand, der einen überhaupt nicht kennt, dort alles hineininterpretieren könnte.
Diese Überlegung führte denn zunächst auch zu einigen mittelschweren Nervenkrisen.
Bis ich wieder zur Vernunft kam, und befand, dass es eigentlich keine Rolle
spielt. Schliesslich haben wir nichts zu verbergen. Und wenn es nötig ist,
unsere Liebe mit Daten und Fakten zu beweisen, damit wir zusammen sein können,
dann mache ich das eben.
Aber trotzdem,
kleiner Tipp am Rande: Macht euch das Leben einfach und verliebt euch in einen
Landsmann. Oder wenigstens einen EU-Bürger.