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Dienstag, 27. August 2013

On parle français


Seit letzter Woche besuche ich einen Französischkurs. Nicht weil mir die Sprache so am Herzen liegt, sondern weil ich in (hoffentlich noch entfernter) Zukunft auch in Lausanne und Fribourg als interne Reporterin agieren soll, sprich Menschen interviewen. Die eben französisch sprechen. Nun befinden sich meine Sprachkenntnisse auf einem schon fast beschämenden Niveau. Was mich eigentlich nicht weiter stört, aber die Geschäftsleitung schon. Also opfere ich mich und drücke zwei Stunden wöchentlich wieder die Schulbank.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich lerne wahnsinnig gerne neue Sprachen! Begeistert würde ich JEDE andere Sprache sofort lernen. Nur nicht Französisch. Sie scheint mir einerseits ein Wirrwarr aus unsinnigen Regeln zu sein, von denen es dann doch wieder unzählige Ausnahmen gibt und andererseits eine reine Verschwendung von Buchstaben. Spricht man doch die Hälfte der Buchstaben nicht einmal aus! Man nehme beispielsweise das Wort “eau”. Drei Buchstaben nur um “o” zu sagen (Wasser). Und das in der heutigen, so ökologischen Zeit. Die würden lieber den Kroaten ein paar ihrer Vokalen spenden (womit ich jetzt vermutlich gleich zwei Nationen beleidigt habe, aber hey, Franzosen und Kroaten, gegen euch habe ich ja absolut ganz und gar nichts!).

Schon nach zehn Minuten der allerersten Stunde wurde denn auch gross “EXCEPTIONS: ...” (Ausnahmen) an die Tafel geschrieben. Fünf Minuten später war, wie früher in der Schule, auf den meisten meiner e’s ein x. Eben ein Ägü das zu einem Grafen korrigiert wurde oder umgekehrt oder mehrmals hin und her. 

Aber ich gebe natürlich nicht auf! Bei meinen (mündlichen) Interviews sieht ja keiner die x auf den e’s und die Wortendungen nuschle ich einfach ein bisschen. Die Grundstimmung sieht man den Menschen zum Glück sowieso ohne Worte am Gesichtsausdruck an. Da merke ich schnell ob ich “findet CEO toll” oder “findet CEO merde” schreiben soll. Zudem spreche ich perfekt Spanzösisch (Spanisch mit französischem Akzent). Ich sehe schon, das werden interessante Interviews mit noch interessanteren Ergebnissen!

Dienstag, 20. August 2013

Erste, unfreiwillige, exhibitionistische Erfahrung

Eines meiner (zugegeben wenigen) Prinzipien denen ich folge ist: Ich renne nie. Niemals. Schon gar nicht auf jegliche Art von öffentlichen Transportmitteln. Man muss schliesslich Prioritäten setzen im Leben und ÖV gehört definitiv nicht dazu.

Heute aber habe ich mal eine Ausnahme gemacht. Ich kam, frisch gestylt und deswegen zu spät, am Bahnhof an. Noch eine Minute bis mein Zug abfahren würde. Normalerweise denke ich dann, super, ich nehme den nächsten und kaufe mir gemütlich noch einen Kaffee im Starbucks. Kein Stress. Heute aber dachte ich mir: Das schaff ich noch! Schob kurzerhand eine alte Dame freundlich zur Seite, hechtete vor einen Kinderwagen und sprintete los Richtung Gleis. Heute tat ich noch etwas zum ersten Mal: Ich trage diese schöne Bluse die ich kürzlich gekauft habe. Wie sich zeigte, ist sie nicht für sportliche Aktivitäten geeignet. Denn nach etwa fünf Metern Sprint öffneten sich die obersten Knöpfe der Bluse, nach zehn Metern war sie praktisch ganz offen . Ich stand vor der Wahl: entweder im BH weiterrennen oder anhalten, Bluse zuknöpfen und den Zug verpassen. Als pflichtbewusste Angestellte entschied ich mich für ersteres. Ich trage ja einen schönen BH. Jetzt kommt der wenigstens mal zur Geltung.


Traurig ist, obwohl ich halbnackt und schnell wie der Wind quer durch den Luzerner Bahnhof gerannt bin, traf ich gerade noch rechtzeitig am Gleis ein, um den Zug losfahren zu sehen. Moral der Geschichte: Ich halte mich in Zukunft an meine Prinzipien. Ich werde nie wieder auf einen Zug, Bus oder Tram rennen. Das heute war eine einmalige Ausnahme.