Die sieben Tage Mentaldiät war nicht wirklich ein Erfolg. Ich wurde erst unerträglich sarkastisch, dann zynisch und ab Tag vier hatte ich nur noch Albträume. Grund war aber eher die falsche Umsetzung als die Diät an und für sich. Denn Ziel ist es nicht, negative Gedanken zu unterdrücken (wie ich), sondern sie in positive umzuwandeln. Zumindest also das habe ich herausgefunden und noch zwei: 1. In manchen Fällen geht es auch darum, negative Gedanken gar nicht erst entstehen lassen. Man kann sein Leben nicht, oder nur bedingt, kontrollieren. Das einzige was ich aber wirklich aktiv kontrollieren kann, sind meine Gedanken. Wenn ich also auf ein bestimmtes Ergebnis von etwas warte, einfach positiv denken und sich darauf einstellen, dass es gut enden wird. Auf diese Weise lässt man das Entstehen der negativen Gedanken gar nicht erst zu. 2. Sich mehr auf die positiven Aspekte konzentrieren als auf die negativen. OK, man hat in Bezug auf ein bestimmtes Thema vielleicht gewisse Dinge falsch gemacht. Aber was hat man denn richtig gemacht? Wo war man erfolgreich?
Ich versuche also dies alles umzusetzen. Im Glauben, dass ein positives Lebensgefühl bereits die Hälfte eines positiven Lebens ausmacht.
Ja, dir lieber Leser mag das vielleicht längst klar sein! Ich hatte bisher eben immer gerne mein Leben in allen seinen Facetten und Formen unter Kontrolle und würzte dies mit ein paar negativen Gedanken. Aber man wird ja zum Glück weiser mit der Zeit.
Nun zu einem ganz anderen Thema. Heute ist der erste November! Das heisst, heute fangen in Mexiko die Vorbereitungen zum Dia de los muertos (Tag der Toten) an. In meiner Zeit in Mexiko war dies einer meiner eindrücklichsten Erlebnisse. Wahrscheinlich auch darum, weil kurz zuvor jemand mir sehr nahe stehendes gestorben war, und mir diese Rituale sehr geholfen hatten, darüber hinweg zu kommen.
Am 1. November macht man in Mexiko seinen verstorbenen Familienangehörigen, oder sonst Personen die einem viel bedeuteten, eine „Ofrenda“, eine Art Opfergabe oder Altar. Das hat jetzt nichts mit Blut und Kreuzen zu tun. Sondern, neben einigen unerlässlichen Requisiten, stellt man dem Verstorbenen sein Lieblingsessen hin sowie andere Dinge die er gerne mochte. Wie zum Beispiel Zigaretten, Wein, ein Buch wenn er oder sie gerne las… etc. Ich erspare euch die lange Erklärung woher der Brauch kommt, denn er stammt noch von den Azteken (wer doch mehr wissen will, kann sich hier schlau machen, oder
hier auf Spanisch) sondern fasse mich kurz (jahaaa ich kann mich auch kurz fassen wenns sein muss!).
Die Mexikaner glauben, dass die Seelen der Verstorbenen eine Nacht im Jahr zurück auf die Erde kommen. Und zwar eben in der Nacht vom ersten auf den zweiten November. Deswegen dürfen auf dem Altar u. a. Wasser und Salz nicht fehlen, denn die Seele hat einen langen Weg hinter sich, und ist durstig. Das Salz dient der Reinigung der Seele. Und natürlich stellt man ihnen auch einen Stuhl hin, sie sind schliesslich müde und wollen sich ausruhen zum essen.
Schliesslich kommen noch Weihrauch und stark duftende Blumen dazu, die man bis an die Eingangstüre streut, damit die Seele die Opfergabe auch sicher findet und ein Foto. Sonst könnten ja Verwechslungen stattfinden – auch Seelen können sich schliesslich mal irren und man will doch keine fremde Seele durchfüttern!
Am zweiten November werden die Verstorbenen auf dem Friedhof gefeiert. Ja, regelrecht gefeiert! Man gedenkt ihnen, indem man mit der ganzen Familien das Grab bunt schmückt und Essen bringt. Man stelle sich hier acht-köpfige mexikanische Durchschnittsfamilien mit Kind und Kegel vor, keine Schweizer Familie mit einem Kind und der Grossmutter im Altersheim. Dementsprechend viel los ist an dem Tag auf dem Friedhof.
Ich habe ein Kindergrab gesehen, dass mit farbigen Ballons und Süssigkeiten geschmückt war und andere haben eine gesamte Marriachitruppe ans Grab geholt, um dem Verstorbenen vorzuspielen, weil er doch so gerne tanzte. Es ist unbeschreiblich und ich kann es jedem, der an diesem Tag in Mexiko ist nur von ganzem Herzen empfehlen, einen Abstecher auf einen Friedhof zu machen
Ganz abgesehen davon, ob man nun daran glauben mag oder nicht. Finde ich es einfach nur ein wunderschöner Brauch, eine wunderschöne Art, mit dem Tod umzugehen und seinen Verstorbenen zu gedenken. Wenn ich hier bei uns auf einen Friedhof gehe, herrscht meistens eine gedrückte, traurige Stimmung, In Mexiko, an diesem einen Tag, herrscht eine laute, fröhliche, ja man kann sagen, Partystimmung.
Und die Vorbereitungen der Opfergabe haben mich auch sehr berührt. Man möchte der verstorbenen Person eine Freude machen, überlegt sich, was kann ich dort hinlegen, was ihm oder ihr gefällt? Und setzt sich somit einmal auf einer ganz anderen Ebene mit dem Tod auseinander.
Es ist auf jeden Fall besser als Halloween. Danke Hollywood, dass jetzt auch wir an diesem Abend von nervigen Kindern an der Haustüre für Süssigkeiten erpresst werden. Als wären die nervigen Zeugen Jehovas und sonstigen Vertreter an den restlichen Tagen im Jahr nicht schon nervig genug. Hey Kids, bei uns gibt’s Fasnacht, und da wo ich wohne, werden da sogar Bonbons und andere Süssigkeiten von Umzugswagen geworfen und zwar an mehr als nur einem Tag!!!