Frisch zurück aus Mexiko mag ich meistens erstmal niemanden sehen oder hören. Ich vergrabe mich zu hause und stopfe mich mit Schokolade voll (sonst bin ich ja nicht so der Schokolade Typ). Nach nun fünf Tagen bin ich zumindest wieder bereit für schriftliche Lebenszeichen.
Einen Teil dieses Blogeintrags schrieb ich bereits im Flieger:
Jetzt sitze ich wieder im Flieger zurück nach Hause (wobei Mexiko für mich inzwischen auch zu Hause ist). Und, man ahnt es, dass ich wieder am Blog-Eintrag schreiben bin kann nichts gutes bedeuten. Ja, mein persönlicher kleiner Bildschirm funktioniert wieder mal nicht. Ich scheine ein schlechtes Bildschirm-Karma zu haben. Wenigstens die Spiele funktionieren. Das einzig gute ist allerdings Tetris und nachdem ich mich damit nun eine Stunde lang vergnügt habe, ist auch das langweilig.
Wieder sitze ich in der Mitte. Rechts neben mir eine schlafende Mexikanerin, links neben mir ein junger Inder mit dem ich gerade ein Gespräch hatte, das ich so schnell wohl nicht wieder vergessen werde. Und aus demselben Grund wohl auch nicht wieder aufnehmen werde. Nach ungefähr zehn Minuten „Woher kommst du, was hast du in Mexiko gemacht“-Smalltalk, fragte mich der Gute, ob ich bereits vergeben sei und ob ich denn schon viele Boyfriends hatte.
Dass ich ihm auf die letztere Frage keine genaue Zahl nennen konnte, schockierte ihn offensichtlich. Ganz ehrlich, die genaue Zahl hätte ihn wohl auch nicht beruhigt. (Ich gehe davon aus, dass alles was mehr als drei ist, ihm das Blut in den Kopf (oder woanders hin) steigen liesse). Seine nächste Frage brachte dann allerdings mich etwas aus dem Konzept: „Bist du denn noch Jungrau?“ Hallo?! HALLO?!! Ich wusste nicht so recht, ob ich wütend werden oder lachen sollte. Also erstens mal, natürlich NICHT, ich wäre ja schon lange… vertrocknet und ausgedörrt. Zweitens, was zum Geier geht ihn das an? Oder ist das in Indien eine Standardfrage? „Wie heissen Sie?“ „Woher kommen Sie?“ „Was machen Sie beruflich?“ „Sind Sie noch Jungfrau?“ Seine nächste Frage, ob ich denn mit allen meinen Freunden…..ich wisse schon… halt eben…. War mir dann doch etwas zu viel. Soll er sich doch bitte wie jeder normale Mann einen Porno kaufen und mich in Ruhe lassen!
Also erwarten mich weitere 8 Stunden ohne Filme und ohne Gespräche. Aber lieber so als mich mit jemandem den ich kaum kenne und der offensichtlich sexuell etwas frustriert zu sein scheint, über mein Sexleben zu unterhalten.
Wieder einmal verfolge ich also Plan B: Rotwein trinken. Viiiel Rotwein trinken.
Es folgten weitere interessante Begegnungen auf dem langen Weg von Mexico City nach Zürich. Darunter ein verwirrter Spanier, der wohl irgendeine Substanz zu viel konsumiert hatte in seinem Amsterdam-Urlaub, und nicht wirklich wusste, wo er war und welchen Tag wir hatten. Aus irgendeinem Grund sprach er auch ständig Englisch, obwohl er sich mit eigentlich gleichsprachigen unterhielt und eigentlich nicht wirklich Englisch konnte: „I am of Barcelona. It’s muy muy nice the city.“
Auch lernte ich eine der berühmtesten Küchen-Chefinnen Mexikos kennen. Leider wollte sie meiner Einladung, mich bei mir zu Hause zu bekochen, nicht folgen.
Zudem wurde ich von der zivilen Airport Security untersucht. Ich schaffte es mal wieder, Autoritäten auf die Palme zu bringen, indem ich sie nicht als solche wahrnahm. Zu meiner Verteidigung, ich hatte gerade eine Bruchlandung in Amsterdam hinter mir. Es windete dort heftig, weshalb der Flieger alles andere als sanft landete. Vielmehr näherte er sich stückweise fallend dem Boden. Sehr zum Entsetzen meines Magens, der sich auch nach dem Aussteigen noch nicht wieder beruhigt hatte. In meiner Mission „nicht mitten in den Flughafen zu kotzen“, empfand ich den Typen der versuchte, unauffällig mit seinem Ausweis vor mir herumzuwedeln, doch eher als stören. Ich schaffte es dann aber doch einigermassen, seine Fragen zu beantworten und ihn meinen Koffer durchwühlen zu lassen. Da mein Koffer später noch einmal durchsucht wurde, bin ich jetzt doch etwas unsicher, was meine nette, unschuldige Erscheinung angeht…
Und nun sitze ich wieder in der kalten, grauen Schweiz und habe einen fürchterlichen Jetlag. Aber langsam gewöhne ich mich wieder daran, hier zu sein und bin wahnsinnig gespannt auf mein neues Praktikum, dass ich nächste Woche beginne!!!