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Montag, 26. Oktober 2015

Dinge, die die deutschsprachige Welt nicht braucht

Vor einigen Tagen hat mich die Bewertung eines deutschen Reiseportals so genervt, dass dieser Blogpost entstanden ist. Ich habe für sie einige Texte verfasst, die mit nur vier von fünf Sternen bewertet wurden. Wegen mangelnder Orthografie. Boah. Was?! Die Perfektionistin in mir heulte auf. Wie sich herausstellte, waren es ausnahmslos Wörter, in denen ich ein Doppel-s anstelle des scharfen S (ß) verwendet hatte. 


Wir Schweizer sind ja in vielen Dingen sehr eigen und man mag es oder eben nicht: Wir lieben den Diminutiv, der ist nämlich herzig, mögen es aber gar nicht, wenn Deutsche vom Fränkli reden. Wir fahren Velo, machen grundsätzlich nicht Urlaub sondern Ferien, gehen auf dem Trottoir, essen zum Zmorge ein Gipfeli, wohnen in Attika-Wohnungen, trinken Stangen und die nicht zu östlich wohnhaften können zudem das R aussprechen.

Klar, in Texten für generell deutschsprachiges Publikum lassen wir oben genannte Ausdrücke möglichst weg. Aber in einer Angelegenheit sind wir Schweizer uns alle einig: Dieser eigenartige, geringelte Buchstabe ß ist vollkommen überflüssig. Wir verwenden ihn niemals (und wenn doch, ist die automatische Rechtschreibkorrektur schuld).

Deutsche und Österreicher aber lieben das ß über alle Massen. Oder vielleicht auch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass alle den Satz verstanden haben. Denn Masse oder Maße ist das einzige Wort, das sich auch in der Aussprache wegen dem Eszett unterscheidet. Wir Schweizer haben schon lange festgestellt, dass wir klug genug sind, den Unterschied auch durch den Kontext zu verstehen und haben das ß daher schon längst abgeschafft. 

Aber klug genug ind wir ja eigentlich alle. Denn es gibt noch mehr Wörter, die gleich geschrieben werden, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. Sogenannte Homonyme: Bank, Tau, Leiter, Schloss, Hahn… um nur einige zu nennen. Wichtig ist, wir wissen immer, wovon gerade die Rede ist. Schreibt mir jemand «Die Tauben sind bestimmt voller Flöhe», bin ich mir sicher, die Person redet von den Vögeln und nicht von gehörlosen Menschen.

Wieso also besteht die restliche deutschsprachige Welt (ich zähle Liechtenstein orthografisch jetzt einfach mal zu der Schweiz) immer noch auf der Verwendung dieses sinnlosen Buchstabens?

Mich für meinen Teil interessiert der Gebrauch des ß nicht und ich werde ihn auch nicht lernen. Auch dann nicht, wenn mich eine deutsche Internetseite deswegen mit nur vier von fünf Sternen bewertet. Meinen Schülern (ich unterrichte hier Deutsch) erkläre ich jeweils, dass es ein Doppel-s ist, dessen Anwendung sie getrost ignorieren können. Die deutsche Sprache ist ohnehin schon schwer genug. 

Fazit: Manchmal sind wir Schweizer eben sehr pragmatisch. 

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