Vorgestern habe ich mich bei einem Freund in einer schier endlosen Sprachnachricht-Tirade über diese verdammten Moskitos hier aufgeregt. Die Mückenstiche stapeln sich auf meinen Armen und Beinen, es juckt unaufhörlich und ich sehe aus als hätte ich die Windpocken, lauter rote Flecken. Stellt euch das mal in einem sexy Abendkleid vor - das geht gar nicht! Kein Vergleich zu der herzigen kleinen Schweizer Stechmücke, die praktisch nur einen kleinen Pieks hinterlässt.
Der hilfreiche Kommentar des netten Freundes: «Denk positiv!»
Welches Kind wünscht sich nicht ein Stofftier-Moskito? (Gesehen bei Amazon) |
Ich versuche wirklich, die Dinge im Leben so positiv wie möglich zu sehen. À la, Traumjob nicht bekommen? Da wartet bestimmt was besseres auf mich! Bei Moskito-Stichen fällt das aber schwer. Beruflich läuft's grad nicht so rund aber dafür komme ich bei den Mücken voll an? Juhuu, ich habe Deli-Blut? Yeah. Nein ehrlich, was ist daran positiv, dass ich mich am liebsten den halben Tag im Badezimmer einsperren würde, um mich zu kratzen? Fangt gar nicht erst an mich zu belehren, dass man Stiche nicht aufkratzen soll. Das weiss ich selber und mein Wille bietet Mordskräfte auf, aber das Fleisch ist schwach. Dabei neble ich mich ständig mit Anti-Brumm ein. Man riecht mich jeweils schon gute fünf Minuten bevor ich um die Ecke biege. Wer braucht schon Parfum wenn man Anti-Brumm benutzen kann.
Alle noch so grässlichen Viecher auf dieser Welt erfüllen irgendeinen Zweck, der ihr Dasein berechtigt: Bienen sind das Sexleben von Pflanzen und machen leckeren Honig. Spinnen essen Insekten die noch ekliger sind als sie selber. Inklusive Mücken übrigens. Sogar Kakerlaken haben eine Daseinsberechtigung: Ihre Scheisse macht den Boden nahrhaft für Pflanzen (Jahaa, ich hab mega recherchiert und einen schier endlos langen, wissenschaftlichen Artikel in Englisch von einem gewissen Dr. Kambhampati gelesen, um diesen einen Satz über Kakerlakenscheisse schreiben zu können).
Aber wie sieht es mit Mücken aus? Man möchte es nicht glauben, aber auch sie haben ihren Platz in unserem Ökosystem (und ungefähr 100 Plätze auf meinem Körper). Sie dienen einerseits als wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere. Eben Spinnen beispielsweise. Und Eidechsen. Die essen übrigens auch Kakerlaken. Und um die Nahrungskette zu vervollständigen: meine Katze isst dann wiederum die Eidechsen. OK, nicht ganz. Sie spielt mit ihnen und lässt sie dann irgendwo, am liebsten im hintersten Ecken unter meinem Sofa, langsam und qualvoll verrecken. Also fallen die Eidechsen bei mir zu Hause leider weitgehend weg als natürliche Moskito-Beseitiger.
Zurück zum eigentlichen Thema. Neben noch ein, zwei anderen, komplizierter zu erklärenden Sachen, dienen Moskitos als Bevölkerungskontrolle. Sie halten Menschen und Tiere mit Dengue, Malaria und anderen von ihnen übertragenen Krankheiten in Schach, damit wir uns nicht zu sehr vermehren und die Erde übervölkern.
Kommen wir aber endlich zum für mich einzig möglichen positiven Gedanken über Moskitos: Downward Comparison. Gemeint ist, sich gut fühlen weil man sich beispielsweise mit jemandem vergleicht, dem es noch beschissener geht. Dem Moskito geht es meiner Meinung nach beschissener als meinem zerstochenen Selbst. Zumindest möchte ich auf keinen Fall mit einem Lebewesen tauschen, das alle hassen, es sei denn, sie können es essen. Auch wenn die kleine Blutsaugerin (es sind ja nur die Moksitomädels die stechen) sich dessen nicht bewusst ist und bestimmt keine tiefgründigen Gedanken über ihr Dasein hat.
Fazit: Wenn gar nichts mehr geht, Downward Comparison geht immer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen