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Dienstag, 25. September 2012

Willkommen in der schwedischen Hölle


Letzens war ich mal wieder bei Ikea. Bevor ich losging, versicherte ich meinem Bruder noch, dass ich nur zwei, drei Sachen kaufen würde. Eben nur das nötigste für die neue Wohnung. Aber, seien wir mal ehrlich, niemand kauft nur zwei oder drei Sachen bei Ikea. Und schon gar nicht nur das nötigste. Und ich sowieso nicht. Man findet einfach unzählige „Oh, das kostet ja nur so wenig!“-Artikel. So werden Bedürfnisse enthüllt, von denen man bis anhin gar nicht wusste, dass man sie überhaupt hat. Diese Bedürfnisse müssen natürlich sofort gestillt werden. An der Kasse stellt man schliesslich fest, dass man für alle diese Schnäppchen auf wundersame Weise plötzlich ganz schön viel Geld liegen lässt. Jedes Mal. Wirklich, jedes Mal dasselbe.

Eigentlich dachte ich immer, dass ich Ikea liebe. Aber je länger ich darüber nachdenke, und vor allem während meines letzten, etwa dreistündigen Aufenthaltes beim schwedischen Möbelriesen, musste ich meine Meinung revidieren. Genaugenommen ist Ikea für Möbel und Deko, was H&M für Kleider und Accessoires ist: Schöne Sachen zu einem guten Preis, aber jeder hat es. Sozusagen das billige Flittchen unter den Möbelanbietern. Ich will kein Wohnzimmer haben, dessen Möbel jeder mit Namen benennen kann. „Oh, den Billy habe ich auch zu Hause!“. Wo bleibt denn da der Individualimsus? (Oder ist dieser aus der Mode gekommen?)

Und dann all diese Kinder. Meiner Meinung nach gibt es in keinem anderen Möbelgeschäft so viele Kinder. Wachsen die dort?! Und das am lautesten schreiende scheint sich immer in meiner Nähe zu befinden. Liebe Eltern, was glauben Sie, wozu es das „Småland“, bzw. das Kinderparadies gibt?! Genau. Das Kinderparadies ist dazu da, damit auch wir, die uns nicht an ständig schreienden Nachwuchs gewohnt sind, friedlich einkaufen können. Bitte nehmen Sie  also diesen Dienst war und stecken auch Sie Ihr Kind in ein Becken voller Plastikbälle (die prima Schalldämpfer sind). Die Nerven aller Nicht-Eltern wissen es zu schätzen.

Schliesslich würde ich noch gerne wissen, wieso zum Teufel muss ich durch die komplette Ikea-Halle gehen, wenn ich aufs Klo muss? Und wieso wollen die Schweden, dass ich während dem Einkaufen in ihrem Restaurant esse, und nicht danach? Gönnt man sich nämlich die leckeren Köttbullar erst nach erledigtem Einkauf, muss man ebenfalls die komplette Halle durchlaufen, um zum Ausgang zu gelangen. Die Köttbullar sind aber der Hammer. Und der Daimkuchen.  Aaaah, der Daimkuchen!! OK, vielleicht ist es gar nicht so schlecht, muss ich die ganze Halle durchqueren…
Die restlichen Kalorien wird man dann spätestens beim endlosen Zusammenschrauben der gekauften Möbel los.

Während ich also so durch die Möbellandschaften wandere, beschliesse ich, dass ich Ikea eigentlich überhaupt nicht mag. Nur um mich dann plötzlich beim Erstellen einer Ikea Family Card wiederzufinden. Jetzt bin auch ich stolzes Mitglied der Ikea Family! (Wie macht Ikea das bloss?!)

Donnerstag, 13. September 2012

Top Ten der Turn Off's


Seit kurzem folge ich auf Twitter einem Account namens TurnOffsList. Wie der Name nahelegt, handelt es sich dabei um eine Liste von Dingen, die abtörnen. Dies, und meine unsägliche Langeweile, haben mich dazu inspiriert, über meine persönliche Turn Off Liste nachzudenken. Hier die Top Ten (in wilkürlicher Reihenfolge):

  1.  Männer mit dünnen Beinchen UND enganliegenden Hosen. Da kann ich ja gleich ein Streichholz daten.
    Frauen die Leggins mit Hosen verwechseln. So viel Arsch und weitere intime Details will ich nicht sehen. Eine gesunde Portion Selbstbewusstsein ist ja schön und gut, aber soviel muss dann auch nicht sein. Leggins sind ganz einfach keine Hosen!!!
  2. Mundgeruch.
  3.  Menschen die, wenn  sie beturnken sind, aggressiv oder weinerlich werden. Beides nervt unglaublich.
  4. Socken in Sandalen. Und ganz allgemein, Jesuslatschen. Nein, nein und nochmals, laut und unmissverständlich deutlich: NEIN.
  5. Besserwisser. Man muss mir nicht alles ständig erklären und schon gar nicht, wenn es etwas so offensichtliches ist, dass selbst ein Kindergärtler es versteht. Und wenn dieser jemand noch grün hinter den Ohren ist, dann kann ich auf solche herablassende Erklärungen erst recht verzichten.
  6. Wenn ich ignoriert werde. Oder man mich ohne Entschuldigung untebricht. Das macht mich rasend.
  7. Konservative, engstirnige, übertrieben religiöse Leute (einzeln oder in Kombination). Das reizt mich, sarkastische und/oder provozierende Kommentare fallen zu lassen. Sorry, kann nicht anders, das ist genetisch. Oder so.
  8. Wenn ich jemanden erst rieche bevor ich ihn sehe. Entweder weil er/sie stinkt, oder weil diejenige Person in Parfum statt Wasser zu baden scheint. Beides unschön.
  9. Wenn jemand, während er sich mit mir unterhält, mit einem Kopfhörer Musik hört.
  10. Sonnenbrille drinnen oder nachts tragen. Ey mann, bisch du so cool mann oder was?
PS: Ich entschuldige mich für so viel Anglizismus im Titel.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Eine Prise Politik


Dies ist kein politischer Blog. Und ich keine besonders politisch aktive Person. Aber jetzt hat mich die Welt tatsächlich dazu gebracht, dass ich hier mal meine politische Meinung zu einem bestimmten Anliegen kundtun muss. Aus persönlichen Gründen. Ich will niemandem zu nahe treten und schon gar nicht jemandem meine Meinung aufzwingen. Aber trotzdem muss diese Frage gestellt werden: Wie kann jemand allen Ernstes die SVP wählen?! 

Wie bereits erwähnt, ich bin nicht politisch aktiv, wähle nur, wenn mich das Anliegen interessiert. Und habe auch selten das Gefühl, diese Wahlen oder deren Ergebnis mit irgend jemandem diksutieren zu müssen. Über die SVP weiss ich eigentlich nur folgendes: Statt nach einer brauchbaren Lösung zu suchen, möchten sie Ausländer lieber abschieben oder ausgrenzen, was sie durch ihre rassistisch angehauchten Plakate auch dem dümmsten klar zu verstehen geben. Und sie sind, da erzkonservativ, gegen gleichgeschlechtliche Ehen. Muss ich denn wirklich mehr über diese Partei wissen, wenn ich diese zwei Standpunkte schon zum Kotzen finde? 

Wieviele Schweizer gibt es eigentlich, die, statt zu arbeiten, lieber auf der faulen Haut liegen und auf Kosten des Staates leben? Ich kenne Leute, die gerne hier arbeiten würden. Und die sich auch nicht zu gut sind, Arbeiten zu erledigen, die Schweizer nicht machen wollen. Nur leider sind sie nicht mit einem Schweizer Pass gesegnet. Manchen von ihnen geht es vielleicht nicht mal darum, in einem anderen Land, als dem ihrigen zu leben, sondern sie haben sich einfach in eine Schweizerin/einen Schweizer verliebt, und möchten gerne mit dieser zusammen sein. Aber so was wie Liebe hat in der Büroktatie ja sowieso keinen Platz. Und muss heutzutage durch tausende von Formularen bewiesen werden. Wenn er die Geduld hat, all die nötigen Papiere zu besorgen, und sie währenddessen nicht sehen zu können, muss es ja wahre Liebe sein. Und statt dass er, wie früher üblich, beim Vater der zukünftigen Braut um die Hand anhält, tut er dies nun bei der Schweizerischen Botschaft im jeweiligen Land. Und kaum darf er dann in die Schweiz, muss im Eiltempo geheiratet werden. Keine Zeit für Romantik.
Danke Schengen, danke SVP. 

Ich halte hier noch einmal fest, mein Blog ist nicht politisch, wird dies auch nie sein, und das hier ist einfach meine persönliche Meinung, die nicht geteilt werden muss.

Freitag, 20. Juli 2012

Ja, ich lebe noch!


Falls dieser Blog tatsächlich, erstaunlicher- und vor allem erfreulicherweise Leser haben sollte, ist jetzt eine Entschuldigung angebracht. Liebe, liebe Leser. Vielleicht seid Ihr nur fiktional und existiert ausschliesslich in meinem Wunschdenken. Vielleicht seid Ihr aber real und wundert Euch zurecht, wieso denn dieser Blog seit Monaten verlassen ist. Man sieht ja förmlich schon virtuelles Steppenkraut über die Seite wehen.

Aber ich habe das Schreiben nicht an den Nagel gehängt! Auch wenn manche sich das vielleicht wünschen mögen. Aber meine Finger sehnen sich nach wie vor nach der kreativen Verbindung mit einer Tastatur. Nur leider existiert meine Freizeit im Moment ebenfalls fast ausschliesslich in meinem Wunschdenken. Die grösste Zeit meines Lebens nimmt gerade meine Arbeit ein. Und der Weg hin und zurück (jaja, ich geniesse mein Leben in vollen Zügen).  Und zudem habe ich wieder ein Liebesleben, und so ein Freund beansprucht ganz schön viel Zeit! Das ist aber natürlich keine Beschwerde. Sex ist schliesslich eines der wenigen Dinge die mir mehr Spass machen als Schreiben. 

Nur bräuchten meine Tage so ungefähr 5 Stunden mehr um alles das zu machen, was ich denn gerne machen würde. Aber ich habe das Gefühl, selbst wenn es möglich wäre, den Tag nach Lust und Laune zu verlängern, wären diese Stunden entweder sauteuer oder man müsste mühsame Anträge stellen die dann doch nicht angenommen würden.

Aber, um aufs Thema zurückzukommen, entschuldigt bitte meine Abwesenheit! Ich hoffe irgendwann dieses Jahr noch so etwas wie FERIEN zu haben, in denen ich meine Gedankendiarrhö wieder auf diesen Blog entleeren kann. 

So long… geniesst Eure Ferien und den, wieder nur in meinem Wunschdenken existierenden, Sommer!

Donnerstag, 15. März 2012

Ernährungsberatung mal anders

Als frischgebackener Single wird einem von guten Freunden zunächst verdächtig oft versichert, wie toll denn das Single-Leben ist. Man könne sich endlich austoben, machen was man will und überhaupt. Genieß es! Hört man immer wieder.

Also mal ehrlich, wenn ich mir die potentiellen Opfer um "mich auszutoben" so ansehe, bin ich irgendwie ganz froh, habe ich mich schon ausgetobt. Der Markt erinnert eher an Lagerverkauf und Wühltische. Ich halte es mit Männern und Sex wie mit dem Essen: Manchmal lohnt es sich, noch etwas zu warten und dafür isst man dann etwas richtiges, statt schnell ein billiges Sadwich, dass eh nicht wirklich schmeckt. Aber manchmal siegt eben doch der Hunger über die Vernunft...

Meiner Meinung nach haben Sex und Essen überhaupt erstaunlich viel gemeinsam. Fast Food hin und wieder ist ganz OK. Aber wenn man es zu oft isst, merkt man einfach, dass es einem nicht gut tut und man außerdem auch nicht richtig satt davon wird. Ich finde, das lässt sich sehr schön auf One Night Stands übertragen.
Ein richtig feines Essen hingegen, in einem guten Restaurant oder, noch besser, selber gekocht und als Candle Light Dinner serviert ist doch etwas ganz anderes. Man genießt es, wird richtig satt und könnte eigentlich jeden Tag so essen.
Und beim für sich selber Kochen... Isst man immer worauf man Lust hat, aber es schmeckt eben doch nicht so gut wie wenn man in netter Begleitung ist!

Aufgrund dieser Erkenntnis gründete ich meine Theorie, dass Männer im Bett sind wie sie essen. Der Genießer unterscheidet sich von dem, der einfach bloß isst, um satt zu werden. Bisher fand ich diese Theorie auch ziemlich zutreffend. Der Geniesser genießt und verwöhnt auch im Bett mehr, sieht das ganze nicht als einen Akt an, der nur der körperlichen Befriedigung dient.

Jetzt kann ich diese Theorie ja weiter überprüfen. Da ich ja glücklicher Single bin und so.

Aber ich muss gestehen, ich genieße in Moment sowieso etwas ganz anderes. Ich genieße es, Zeit für mich zu haben (wenn ich denn mal nicht unterwegs bin) und mich nach niemandem richten zu müssen. Ich werde mich jetzt solange ganz egoistisch um mich und mein eigenes Wohl kümmern bis mal wieder ein Mann in mein Leben tritt. Der muss übrigens nicht unbedingt morgen schon vor der Türe stehen und darf statt Wühltisch gerne Armani sein.

Ich wünsche Euch allen drei Mal am Tag leckere, ausgedehnte und vollwertige Mahlzeiten!

Donnerstag, 23. Februar 2012

Die 3 und die 0 können mich mal

Heute bin ich irgenwie total unmotiviert. Einer dieser Tage, an denen man sich am liebsten zu Hause im Bett verkriechen möchte. Niemanden sehen und niemanden hören. Ich glaube Schuld daran ist unter anderem mein anstehender Geburtstag.

Früher war das ja immer etwas ganz tolles. Man war dann auch nicht sieben, sondern schon siebeneinhalb und somit ja schon fast acht, also praktisch schon erwachsen und gefälligst ernst zu nehmen! Aber irgendwann tauscht man die Partyhütchen gegen Sekt aus. Man ist dann auch nicht Ende zwanzig oder Anfang dreissig sondern fünfundzwanzig, also praktisch noch jugendlich frisch und faltenlos. Und natürlich nach wie vor ernst zu nehmen.  

Das einzige was gleichgeblieben ist, ist also eigentlich, dass man irgendwie immer ein bisschen schummelt beim Alter. Fakt ist, dass ich bereits fünf Mal den fünfundzwanzigsten gefeiert habe. Ich sorge aber jeweils dafür, dass immer Unmengen an alkoholischen Getränken vorhanden sind, weshalb die sich immer wiederholende Zahl bisher noch keinem aufgefallen ist. Aber langsam wird's langweilig. 

Nun steht ein grosser, runder Geburtstag vor der Türe. Den ich irgendwie, so sehr ich es auch will, einfach nicht ignorieren kann. Ich werde dreissig. Ja, ich schreibe es absichtlich in Buchstaben und nicht in Zahlen, denn dieses Alter in Zahlen zu sehen erschreckt mich. Was heisst hier erschrecken, die Drei und die Null schreien mich ja praktisch an! 
Sie schreien: Was, du wirst schon soooooooooooo alt?! Und bist immer noch nicht voll verdienend?! Hast noch kein einziges Kind?! Bist noch nicht verheiratet, ja noch nicht einmal verlobt?? Was hast du denn bitte schön die letzten dreissig Jahre deines Lebens gemacht?? Wo warst du bloss, als alle anderen die Karriereleiter hochgeklettert sind, sich Partner geangelt haben und mit denen fleissig Kinder produzierten? 

So habe ich mich jetzt monatelang von der Drei und der Null einschüchtern lassen. Vor allem von der Drei, die ist besonders giftig. Die flüstert nämlich noch hinterher: Und jetzt wirst du aaaalt. Von jetzt an gehts nur noch bergab mit dir. Dein Körper wird keine Kinder mehr austragen können, du bekommst hässliche Falten im Gesicht, deine Titten und Pobacken werden den Kampf mit der Erdanziehungskraft antreten müssen und einstellen will dich auch keiner mehr. 
Die Drei ist echt fies, oder? Und so überzeugend! Sie hatte mich nach kurzer Zeit genau da, wo sie mich haben wollte: Verängstigt, über mein Alter lügend. Ich habe mein Alter in dem Flüsterton ausgesprochen in dem andere Frauen nach Tampons fragen. 

Aber dann habe ich mir gedacht: Näh. So nicht. Immerhin muss ich es die nächsten zehn Jahre mit der Drei aushalten, da muss ich mich irgendwie mit ihr versöhnen. Und vor allem, sie in ihre Schranken weisen, denn in meinem Leben habe immer noch ich das Sagen.

Ich werde also dreissig. Na und? Die Leute glauben mir nicht ohne Grund ich sei noch 25, sie schätzen mich oft sogar noch jünger. An dieser Stelle muss ich zugeben, ich fühle mich schon ein bisschen geehrt, wenn ich im Laden beim Bier kaufen nach meinem Ausweis gefragt werden, und die Kassiererin mir den dann verlegen stotternd zurück gibt. Davon können sich gefälligst viele Frauen eine Scheibe abschneiden!
Und was ich all die Jahre gemacht habe, als die andere die Karriereleiter und die Erzeuger ihrer Schreihälse bestiegen? Gelebt. Ich habe in verschiedenen Ländern gelebt, Sprachen gelernt, von anderen Kulturen gelernt und das Leben genossen. Ja sicher, mein Kontostand findet das nicht so toll, aber mein Intellekt schon. Ich habe so viele Erfahrungen gesammelt, die so viel wertvoller sind, als es Geld je sein könnte. 
Und ganz ehrlich, ich habe es gerade nicht sehr eilig, Sprösslinge zu haben. Der Erzeuger dazu... Ja, das ist jetzt ein ganz anderes Thema. Dem Thema "Männer" widme ich doch immer wieder gerne einen Blog. 

Also schaue ich der 3 und der 0 mutig in die Augen. Denkt ihr etwa, ihr könnt mein Leben irgendwie ändern? Ihr seid bloss Zahlen! Ich werde mein Leben weiterhin einfach nur geniessen, und meinem Weg folgen. Ich bestimme, wann mein Leben bergab geht und wann nicht, und keine dummen Zahlen, die sich nicht mal teilen lassen. Die Drei ist nämlich nichts weiter als eine einsame Primzahl, die keiner will. Ha! Nimm das!!

Mittwoch, 22. Februar 2012

Pendeln oder "L'enfer, c'est les autres"

Seit neuestem bin ich unter die Pendler gegangen. Nun verbindet mich eine Hassliebe mit dem Zugfahren.

Ich liebe es, am Morgen über eine Stunde arbeitsweg zu haben. Ok, das früh Aufstehen ist lästig. Aber das ist Aufstehen vor 12 Uhr mittags doch eigentlich immer. Aber als bekennender Morgenmuffel muss ich sagen, es gibt nichts besseres, als morgens eine Stunde Zugfahren. Ich habe eine Stunde Zeit, zu frühstücken, meinen Kaffee zu trinken und die Zeitung zu lesen. Außerdem komme ich wieder dazu, in Ruhe Musik zu hören. Naja, mehr oder weniger in Ruhe. Auf dieser Zugstrecke arbeitet des Öfteren ein Minibar-Fahrer (Railbistrowägelifahrer? Auch das Wort Saftschubse wurde mir schon nahegelegt. Falls jemand die genaue Berufsbezeichnung kennt, bitte kommentieren!)... Also so einer von denen arbeitet öfters auf dieser Zugstrecke. Er zeichnet sich besonders durch völliges Fehlen jeglicher Sensibilität aus. So weckt er ein gemütlich schlafender Reisender gerne mal auf, um sich zu erkundigen, ob er denn etwas von seiner Minibar möchte. Einen Kaffee vielleicht?
Ja, sieht er denn so aus als würde er jetzt was trinken wollen?!

Auch mich hat er schon aus meiner allmorgendlichen SBB-Gemütlichkeit gerissen. Ich hasse nichts mehr als frühmorgendliche Kommunikation. Deswegen hier noch einmal mein Aufruf:

"Lieber Herr Railbistrowägelifahrer. Wenn ich bereits einen Kaffee vor mir stehen habe und ein Gipfeli am esssen bin, können Sie eigentlich davon ausgehen, dass ich nichts von ihrem Wägeli will. Auch nicht wenn Sie extra stehen bleiben und mich minutenlang anstarren, bis ich die Kopfhörer aus dem Ohr zupfe und meine Aufmerksamkeit von meiner Zeitung abwende um sie gezwungenermassen Ihnen zuzuwenden.Dann erst recht nicht. Und nein, morgens um 7.30 Uhr habe ich wirklich keine Lust auf ihre 'witzigen' Sprüche oder jegliche andere Art der Konversation mit Ihnen. Eigentlich habe ich das nie. Danke für die Kennnissnahme."

Aber abgesehen von diesem komischen Mann liebe ich meine allmorgendliche Fahrt zur Arbeit. Und das Beste daran: Wenn ich bei der Arbeit ankomme bin sogar ich wach!

Die Heimreise mag ich allerdings nicht so. Es ist einfach so zeitraubend, und ich wäre nach Feierabed gerne schnell zu Hause. Wenn man sich schon nur kurz auf ein Feierabend-Bier trifft wird's nun immer gleich so spät. Und ich brauch schließlich auch meinen Schönheitsschlaf!

Auch muss ich oft an das Zitat von Sartre denken"L'enfer c'est les autres" (Die Hölle, das sind die anderen), aus seinem Buch "Huis Clos" (wohl das einzige was mir aus jahrelangem Frazösischunterricht geblieben ist übrigens und auch das einzige französische Buch welches ich verstanden habe). Ich finde überfüllte Züge per se schon nervig. Aber wenn diese dann z.B. mit betrunkenen Fasnächtlern gefüllt sind (morgens wie abends) nervt das umso mehr. Morgens mag ich einfach kein nach Alkohol duftender Sitznachbar haben und abends... eigentlich auch nicht.
Sich prügelnde Kinder, die es schaffen sich über alle vier Sitze hinweg zu prügeln (obwohl einer von mir belegt ist), tragen auch nicht gerade zu meinem inneren Frieden bei. Die gelangweilte Mutter, die nichts dagegen unternimmt noch weniger. Kinder, Fasnächtler...bäh!!
Normalerweise bleibe ich ja von den Gesprächen meiner Mitreisenden verschont, da ich Musik höre. Heute Abend war leider der Akku von meinem iPhone leer. Jetzt kenne ich bis ins Detail die Beziehungsprobleme meiner Sitznachbarin, die glaube ich nicht mal der betreffende Freund so genau weiss. Sie heulte sich bei einer Freundin am Telefon aus.

Um doch noch etwas positives zu sehen: ich lese jetzt drei Zeitungen täglich und bin immer top informiert. Auch darüber, dass Mario ein Arsch ist, weil er seine Freundin "immer so anschreit" wenn sie streiten. Ich kann ihn verstehen. Total.