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Dienstag, 9. August 2011

Liebe auf Distanz


«Guten Morgen Mein Schatz, bist du schon wach? Ich komme soeben von der Arbeit!» «Ich gehe jetzt schlafen, ich wünsche dir noch einen schönen Tag!»

So oder ähnlich begrüsst bzw. verabschiedet man sich in einer Fernbeziehung, die nicht nur tausende von Kilometern Distanz mit sich bringt, sondern, in meinem Fall, auch einige Stunden Zeitverschiebung. Bei mir sind es sieben. Wenn ich um sechs Uhr Abends meinen Computer bei der Arbeit ausschalte und mich auf den Heimweg begebe, ist es bei ihm elf Uhr mittags und sein Tag hat erst begonnen. Wenn ich abends um elf schlafen gehe, sitzt er noch in der Uni. Das heisst vor allem: sich gut organisieren um Zeit zum telefonieren zu finden. Da er zusätzlich noch einen Wochenendjob hat, ist das keine einfache Sache. Da muss man oft Kompromisse eingehen und abends länger wach bleiben oder morgens früher aufstehen um miteinander reden zu können (habe ich schon erwähnt, dass ich ein Morgenmuffel bin?). Es ist eine ständige Achterbahnfahrt zwischen Wiedersehensfreude, Sehnsucht und Abschied. 

So was ist auf Dauer extrem mühsam.
Warum tut man es sich dann trotzdem an?! Tja, wo die Liebe hinfällt… dieser eine ist es einfach Wert. 

Aber es fehlt die Nähe, der Körperkontakt, sich einfach mal ohne Worte in die Armen nehmen zu können… ganz zu schweigen von den sexuellen Bedürfnissen. (Es wäre doch spannend, wenn gelangweilte Professoren und Studenten an irgendeiner Uni bei gelegenheit mal erforschen würden, ob Menschen, die in einer Fernbeziehung leben, weniger ausgeprägte sexuelle Bedürfnisse haben oder diese besser unter Kontrolle haben). Was bleibt, ist die Kommunikation. Diese muss Küsse, Umarmungen und Berührungen ersetzen. Koseworte statt Umarmungen. :-* statt echten Küssen. Oder ein virtueller Kuss in die Kamera (und es gibt weitaus anziehenderes als ein Close-Up von Lippen – selbst wenn es die deines Freundes sind).
Aber Gott sei Dank, oder besser gesagt Tim Berners-Lee sei Dank, gibt es das Internet. Es ersetzt lange nicht den Körperkontakt oder die Nähe eines Menschen. Aber so kann man immerhin auf Skype zurückgreifen um seinen Liebsten zu hören und zu sehen. Und man kann sich Videobotschaften schicken, Fotos, die Facebook-Pinnwand mit kitschigen Herzchen füllen, sic h gegenseitig romantische Lieder schicken… Mit genügend Fantasie lässt sich hier einiges machen um die Wartezeit bis zum nächsten Wiedersehen etwas zu verkürzen. Auch hier gilt das Motto: Mach das Beste daraus!

Zudem hat eine Fernbeziehung, wie alles im Leben, nicht nur schlechte Seiten. Einen Vorteil den sie mit sich bringt, ist, dass man an seiner Kommunikation arbeiten muss. Denn wie gesagt, sie ist praktisch alles was man hat. Während andere Pärchen vielleicht gar nicht miteinander reden, und lauter sich verliebt in die Augen schauen und anderen Tätigkeiten sich vielleicht gar nicht richtig kennenlernen, und auch nach einem halben Jahr immer noch nicht wissen, was der Partner gerne für Musik hört, oder was seine Zukunftsträume sind, sein Lieblingsgericht, seine Ängste und Hoffnungen, weiss man solche Dinge voneinander wenn man viel miteinander redet. Man lernt sich eben auch auf eine andere Art kennen, tastet sich gegenseitig mit Worten ab, traut sich vielleicht auch eher, sich Dinge anzuvertrauen. Aber nach einer gewissen Zeit hat man davon genug und man sehnt sich nach Zweisameit oder Kabel, Bildschirm und Kamera dazwischen.

Deswegen ist es wichtig, eine gemeinsame Perspektive zu haben. Kann man sich vorstellen, im Land des jeweils anderen zu leben? Oder ganz woanders? Denn wenn keiner sich vorstellen kann, das eigene Land zu verlassen, hat eine Fernbeziehng wirklich keinen Sinn. Wenn man sich allerdings auf einen Ort für eine gemeinsame Zukunft einigen kann, und sei es auch nur vorübergehend, als erste gemeinsame Station, hat man etwas worauf sich beide freuen können. Ein Ende ist in Sicht und daraus lässt sich neue Kraft schöpfen.
Auch muss man sich bewusst sein, dass eine Fernbeziehung eine Art „komprimierte Beziehung in kleinen Portionen“ ist. Man sieht sich nur alle paar Wochen oder Monate. Wahrscheinlich nur für jeweils kurze Zeit. Alles was andere Pärchen immer machen können – gemeinsam einschlafen, zusammen essen, Sex, ins Kino gehen, zusammen weggehen – muss man in der kurzen Zeit alles nachholen. Oft möchte man diese Zeit dann nicht mit unwichtigen Streitereien vergeuden. Sicher sinnvoll.

Aber wenn man dann doch endlich zusammenzieht, ist das nicht mehr so. Oft ist es, trotz der Freude, und trotz des Vorteils, auch eine etwas schwierige Umstellung. Plötzlich hat man so viel Zeit! Nicht nur für all die Sachen die man immer ohne Zeitdruck zusammen unternehmen möchte, sondern auch für Streitereien. Es fallen einem vielleicht Seiten aneinander auf, die man vorher nicht bemerkt hat. Man nimmt plötzlich weniger Rücksicht aufeinander.
Denn eine Fernbeziehung birgt auch die Gefahr einer Wunschvorstellung voneinander. Bei Liebe auf Distanz ist es eben einfacher, Dinge zu sehen die eigentlich nicht da sind oder Dinge zu übersehen.

Hiermit kommen wir zu meinen Ratschlägen für Fernbeziehung. Ich bin natürlich kein Profi, und diese Ratschläge gründen einzig und allein auf meinen persönlichen Erfahrungen.
  • Neben regelmässigen (Internet-) Telefonaten sich auch die Zeit für persönliche Nachrichten zwischendurch nehmen. Du hast dir ein neues Kleid gekauft? Fotografiere dich darin und schick ihm das Foto! Du möchtest ihm genau jetzt küssen? Schreib ihm das in einer Nachricht oder in einer kurzen Videobotschaft! Schick doch mal etwas per Post, ein Brief der nach deinem Parfum duftet, ein Päckchen mit einem kleinen Geschenk... Sei fantasievoll! So lässt sich etwas mehr Nähe herstellen.
  • Manchmal muss man sich einfach ablenken, nicht daran denken wie sehr man sich vermisst.
  •  Es wird nicht besser. Man gewöhnt sich nicht irgendwann ans ständige Abschiednehmen. Im Gegenteil, es wird immer schwieriger.
  • Kommunikation . Ja ich weiss, davon rede ich schon seit knapp 1000 Wörtern. Aber ich möchte noch einmal betonen wie wichtig es ist. In jeder Beziehung ist sie das A und O. Aber wenn man sich nicht mal eben in die Augen schauen kann oder sich umarmen um sich so zu zeigen, dass man füreinander da ist, wird sie noch wichtiger. Rücksicht nehmen, kommunizieren, für einander da sein.
  • V.E.R.T.R.A.U.E.N – Der zweite unverzichtbare Baustein in einer Fernbeziehung. Schliesslich wäre es relativ einfach sich zu betrügen. Ohne gegenseitiges Vertrauen geht also gar nichts.
Aber natürlich gibt es kein 1x1 für Fernbeziehungen, das ein sicheres Gelingen verspricht. Letzendlich kommt es wie bei jeder Beziehung darauf an, wie sehr man zusammenpasst, ob man sich wirklich liebt, etc. etc. Und da ich wie gesagt wirklich keine Fachfrau bin, hier noch ein paar Links zum Thema:
  • Keine Ahnung was eine Fernbeziehung ist? Lebst du vielleicht gerade eine und weisst es nicht? Hoch lebe Wikipedia, hier kann man sich nämlich schlau machen. ;)
  • Interessanter Artikel zu Thema von Spiegel Online.
  • 10 Tipps für eine glückliche Fernbeziehung findet man hier.
  • Und falls diese nicht genug waren gibts hier noch mehr Tipps.

Hier ein paar Lieder passend zum Thema:

-          KT Tunstall > Other Side of The World
Oder die Live-Version die KT denjenigen widmete, die eine Fernbeziehung haben. Leider nur das halbe Lied aber sehr schöne Version.

-          Volovan > Monitor

-          Evan & Jaron > The Distance

-          Sin Bandera > Kilometros

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