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Dienstag, 27. September 2011

Beschwerde einer Arbeitssuchenden

Ich befinde mich zurzeit auf Stellensuche. Das ist nichts für empfindliche Menschen. Es ist eine beinahe menschenunwürdige, erniedrigende Angelegenheit. Man müht sich stundenlang ab, eine wohlklingende Bewerbung zu schreiben, den möglichen zukünftigen Arbeitgeber und sich selber in den Himmel zu loben. Honoriert wird dies oft nicht einmal mit einer Absage. Ist es denn so viel verlangt, eine Copy/paste-Email zu schicken?!
Es ist wirklich nicht einfach, eine Arbeit zu finden, die einem gefällt. Mit einem Arbeitsort der nicht die SBB zu meinem zweiten Zuhause macht. Eine Arbeit bei der man ausserdem genug verdient, um auch mal etwas anderes als Pasta mit Ketchup essen zu können und die Telefonrechnung auch dann noch bezahlen kann, wenn man wegen eines sentimentalen Notfalls vier Stunden mit der besten Freundin telefoniert hat und danach Verzweiflungs-Shoppen war.

Aber heutzutage suchen ja alle nur Arbeits-Superhelden: Man soll bitte mindestens fünf Jahre oder aber besser noch mehr Erfahrung haben. Wo bitteschön soll ich denn diese Erfahrung machen wenn sie ÜBERALL vorausgesetzt wird?! Und jung sollte man sein. Am liebsten Mitte zwanzig mit zehn Jahren Berufserfahrung.
Wichtig auch, Allroundtalente sind sehr gefragt. Sie wollen schreiben? Das können Sie bestimmt fliessend auf Deutsch, Französisch und Englisch? Und die Bilder dazu können Sie sicher auch selber bearbeiten – oh oder könnten Sie sie vielleicht sogar selber fotografieren?! Oder suchen Sie sie aus dem Internet heraus. Sie kennen sich ja bestimmt aus mit den gängigen Urheberrechtsgesetzten und Copyrights aus. Stellen Sie den Text doch bitte auch selber ins Netz. Die Programme dazu sind Ihnen ja bestimmt geläufig. Sie können das alles sicher mit links und selbständig? (Das einzige was immer ausführlich erklärt zu werden scheint, ist der Gebrauch der Kaffeemaschine.)
Und all das sollte man natürlich möglichst gratis tun.

Und wissen Sie was?! Ich kann all das. Ich kann Texte schreiben, Bilder bearbeiten, kenne mich mit Content Management Programmen aus, der Betreuung von Social Media und kann sogar Filme schneiden. Aber leider konnte ich dieses Wissen nicht bereits fünf Jahre unter Beweis stellen.

Warum machen Sie denn kein Praktikum? (Praktikum =  Fremdwort für Sparmassnahme von grossen Medienunternehmen). Vielleicht weil ich Rechnungen und meine Miete zu bezahlen habe und hin und wieder auch ganz gerne Nahrung zu mir nehme?

Ich weiss, ich kann nicht mit jahrelanger Erfahrung glänzen. Ich bewerbe mich aber auch nicht für Führungspositionen oder um den ganzen Wirtschaftsteil der NZZ redaktionell zu leiten. Ich will doch nur irgendwo einfach schreiben können. Von mir aus kann das der Oberhinteregger Dorfanzeiger sein. Dort könnte man mich doch Erfahrungen sammeln lassen? Aber selbst von solchen eher kleinen Zeitschriftchen bekommt man ihre Kreativität (und Mut...) höchstens in der Absage zu spüren: „Ich gratuliere Ihnen! Sie sind wieder vogelfrei, sich nach einer neuen Stelle umzusehen!“

Dienstag, 13. September 2011

Nahtoderfahrungen eines iPhones

Heute Morgen ist etwas schreckliches, unfassbares, ja nahezu katastrophales passiert: Mein iPhone liess sich nicht mehr einschalten. 

Egal was ich drückte, der Bildschirm blieb schwarz.

Horrorszenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Mein zukünftiger Chef möchte mich anrufen, um mich zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen – ich kann nicht abnehmen. Meine beste Freundin befindet sich in einer amourösen Notlage – und kann mich nicht erreichen. Mein Bus steckt im Stau – und ich kann nicht mein Facebook oder Twitter Account checken, um die Zeit zu verkürzen. Ich kann auf dem Arbeitsweg nicht Musik hören – und muss mir das überdrüssige Geschwätz der Hausfrauen und verliebten Teenies anhören.
Wie soll ich den Tag ohne mein allerliebstes Gadget überstehen? Ohne meinen Jimmy (da ich mit meinem iPhone eine schon fast intime Beziehung führe hat es natürlich auch einen Namen: Jimmy Walter Godoy).

Vor lauter Verzweiflung und unaufhörlichem Drücken sämtlicher Knöpfe verpasse ich meinen Bus und komme zu spät zur Arbeit. Meiner Meinung nach ist der komatöse Zustand meines iPhones eine durchaus akzeptable Entschuldigung.

Und leider muss ich die ersten 15 Minuten im Geschäft dazu verwenden, meine Facebook-News zu checken, den persönlichen Notstand zu twittern, die aktuellen Nachrichten zu lesen und das Wetter von heute zu überprüfen (natürlich könnte ich auch einfach aus dem Fenster schauen, aber ich vertraue meinem iPhone bzw. dem Internet mehr). 

Ich merke wie abhängig ich eigentlich von diesem Gerät bin. Wie es meinen Alltag ständig begleitet. Versucht der Mensch heutzutage nicht eher, unabhängig und frei zu sein?! Und was geschieht ist das genaue Gegenteil. Ohne Internet werden wir nervös. Was?! Ich soll eine Woche lang nicht mehr auf Facebook gehen? Geht’s noch?! Ohne Telefon noch nervöser. Schliesslich rufen alle wichtigen Menschen garantiert ausgerechnet dann an, wenn wir unerreichbar sind. Überhaupt geht unerreichbar sein heutzutage gar nicht. Wir sind 24/7 mit underer halbprivaten Öffentlichkeit verknüpft, teilen via Status-Updates und Tweets ständig Neuigkeiten aus unserem ach so interessanten Leben mit, kommentieren das Leben anderer. Was haben wir bloss vor 15 Jahren gemacht?! Wie war mein Leben vor iPhone und all seinen Apps? Musste ich mich tatsächlich, so im echten Leben jetzt, mit Menschen unterhalten? Gab es überhaupt ein Leben davor?!

Da – ein kleiner Apfel erscheint auf Jimmys Bildschirm. Er ist zurück! Das Leben hat ihn wieder! Mein Leben hat wieder einen Sinn! Vergessen sind all die kritischen Gedanken gegenüber dem Gerät und meiner Abhängigkeit. Bitte lieber Jimmy, bleib gesund, denn mein Vertrag mit dem Anbieter läuft erst in acht Monaten ab, und vorher bekomme ich keinen Jimmy Walter Godoy II. fast gratis!

Samstag, 3. September 2011

Geständnis eines Serienjunkies


Ein weiterer Beweis dafür, dass ich ein TV Junkie bin: Es ist zwei Uhr früh und ich bin noch wach. Nicht etwa, weil ich feiern war. Sondern weil ich angefangen habe, online eine Serie zu schauen und nicht mehr aufhören kann. Ganz ehrlich, es ist sogar noch schlimmer. Ich gebe es zu, ich schaue eigentlich gerade eine Telenovela. «Nur noch ein Kapitel, dann geh’ ich schlafen!» Aber die Autoren geben sich schliesslich nicht umsonst so viel Mühe, die Geschichte spannend zu erzählen. Und immer wenn es am spannendsten ist… ist das Kapitel zu ende. Natürlich. Das traurige ist, mir sind die logischen Unstimmigkeiten der Geschichten sehr wohl klar, als auch die erzähltechnischen Methoden, damit ich immer weiterschaue. Und trotzdem WILL ICH DAS NÄCHSTE KAPIZEL SEHEN!

Noch Zweifel an meiner Sucht?

Ich fiebere, weine und lache mit der Hauptdarstellerin mit. Fühle ihren Ärger, ihre Sehnsüchte. Renn Baby, renn, sonst kriegen sie dich! Fühle mich selber beinah ausser Atem. Jawohl, hau die Schlampe. Sie hat es verdient!!! Schon fast den Bildschirm anschreiend. Jetzt küss den Typen doch endlich, bevor ich meine virtuellen Lippen auf die seinen drücke…!!

Für kurze Zeit sind die eigenen Sorgen vergessen und man lebt das abenteuerliche Leben das im zwanzigminuten-Takt gezeigt wird mit. Eskapismus eben.
Um danach wieder langsam zu sich zu kommen, noch beflügelt von den miterlebten Ereignissen und Aufregungen. Man pürt noch den Nachklang, fühlt sich im Bus kurz für fünf Sekunden stark und schön wie Teresa. Um dann wieder in der Realität zu landen.

Mit der ich, nur um das kurz anzumerken, nicht unzufrieden bin! Aber hin und wieder ist es schön, andere Abenteuer mitzuerleben. Hin und wieder möchte man von einem McDreamy träumen (oder in meinem Fall eher Jackson Avery…schmacht). Mit Jack, Kate, Hurley und den anderen ums Überleben kämpfen. Mit «S» und «B» über die Hot Society von New York ablästern…

Gibt es eine Gruppe der anonymen Serienjunkies? Kann ich mich anmelden? Gleichgesinnte gesucht!