Man nehme eine Flasche Wein, eine Prise PMS, drei Esslöffel Heimweh, gut gemischt mit einem Pfund Schlaflosigkeit, lasse das Ganze einige Tage in Arbeitsstress garen und heraus kommt… folgender Blogeintrag.
Ich mag Mexiko. Ich bin gerne hier. Was aber nicht ausschliesst, dass ich einiges aus der Heimat vermisse. Darunter so manches, das ich früher als selbstverständlich hinnahm. Hier eine Liste der Dinge, die ich am meisten vermisse (in keiner spezifischen Reihenfolge):
- 5-Tage-Woche. Bzw. 2 Tage (oder mehr) Wochenende.
- 4 Wochen (oder mehr) bezahlte Ferien.
- Berge. Oder Hügel. Oder irgendeine Art natürliche Erhöhung in der Landschaft. Das höchste hier ist die Autobahnbrücke (ohne Scheiss).
- Stiefel, Schal, Pullis, Mäntel.
- Trinkbares Leitungswasser. Das Mineralien und so hat die meinem Körper gut tun.
- Und wo wir schon beim Wasser sind, Wasser das man nicht…. nachfüllen muss. Wenn ich in der Schweiz den Wasserhahn aufdrehen kommt (fast) immer Wasser aus der Leitung, während man es in Mexiko regelmässig «nachfüllen» muss. Sprich, es kommt plötzlich kein Wasser mehr aus der Leitung. Gerne gerade dann, wenn ich eingeseift und shampooniert in der Dusche stehe. Damit wieder Wasser aus der Leitung sprudelt, muss ich draussen (ja, vor der Haustür draussen) so einen Knopf drücken, ein lautes Geräusch ertönt, und nach etwa 15 Minuten stelle ich es wieder ab. Ich weiss zugegebenermassen nur sehr wenig über die technischen Details (ich kann mich dunkel daran erinnern, in der Primarschule die ARA Luzern besucht zu haben.
- K.Ä.S.E Ich könnte töten für einen Gruyere. Oder Raclette. Ich habe in einem Gourmet-Geschäft hier mal "Reclett" gekauft - es hat geschmeckt wie es tönt.
- Schwiizerdütsch rede.
- Ebene Gehsteige. Hier muss man mit dem Blick auf den Boden gerichtet gehen, da es Löcher im Trottoir hat, manchmal richtig tiefe, heraus ragende Drahtseile, hin und wieder Abfall oder plötzlich eine Stufe oder einen regelrechten See nach Regenfall. Wer schielen kann ist im Vorteil, denn man muss auch nach oben hin aufpassen, da manchmal lose Kabel von den Leitungen herunterhängen oder Drahtseile.
- Französische Salatsauce. Hier quetscht man eine Limette über dem Salat aus (der in der Regel sowieso nur als Garnierung des Hauptgerichts existiert), und lacht mich aus wenn ich Vinaigrette-Rezepte vorschlage.
- Orangen die tatsächlich orange sind. Hier sind sie grünlich. Als ich mal erwähnte wie seltsam ich es finde, dass Organgen hier grün sind, wurde ich erstaunt gefragt. was für eine Farbe Organgen denn sonst haben sollen… (Ok, mir ist es eigentlich völlig Wurst welche Farben die Orangen habe ich fand nur die Anekdote witzig.)
- Suure Gsprützte bestellen in der Bar
- Unter 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Es ist nicht nur klimamässig anstrengend weil man irgendwie ständig am schwitzen ist, sondern die Feuchtigkeit greift auch alles an. Ledertaschen oder Schuhe haben eine extrem verkürzte Lebenszeit. Kleider und Schuhe die man länger (nicht getragen hat, müffeln oder schimmeln sogar.
- Einbauküchen. Hier muss man sich die Küche selber kaufen, wenn man eine Wohnung mietet. Küchen sind verdammt teuer. Wir haben es bisher zu einem Kühlschrank und einer elektrischen Kochplatte gebracht.
- Kleine, ungiftige Insekten. Hier sind die Kakerlaken so gross, dass ich vermute sie hat sich darum zwischen meinen Schuhen versteckt weil sie sich ein Paar ausleihen wollte. Und ich könnte schwören der Heugümper hat mit meiner Jeansjacke geliebäugelt.
- Thomy Mayonnaise. Überhaupt Mayonnaise und Senf aus der Tube.
- Klar organisierte ÖV mit Fahrplan, in die auch Menschen über 1.60 m Körpergrösse bequem hineinpassen. Gerne mit Klimaanlage.
- Kleidergrössen die ich verstehe. Hier benutzen sie glaube ich Mexikanische und US und was weiss ich was für Grössen, die aber irgendwie für Blusen und Hosen total unterschiedlich sind - ganz zu schweigen von BHs. Ich konnte mir in den knapp zwei Jahren hier noch keinen Überblick verschaffen. Gott sei Dank gibt es einen H&M. Und Kleidergrössen für Frauen scheinen ja sowies etwas sehr willkürliches zu sein.
- Grosse Menschen. Ich vermisse meine Schuhe mit Absätzen, aber ich überrage ja sogar barfuss schon die meisten hier um einiges. Ein Mitarbeiter hat mich mal liebevoll als «Yeti mit dem Herzen eines Mädchens» beschrieben.
Was ich aber am allermeisten vermisse, sind meine Freunde in der Schweiz. Eine Handvoll Menschen die unersetzbar sind, und deren Gesellschaft zum wertvollsten gehört was ich habe. Das ist wohl das einzige was ich mit hundertprozentiger Sicherheit immer vermissen werde.
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