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Montag, 29. Juli 2013

Die Leiden einer Familiennachzugs-Gesuchstellerin aka. Beziehungs-Striptease für Behörden

Wie selbst der aufmerksame Leser nicht weiss, habe ich kürzlich geheiratet. Allerdings bin ich jemand, der nicht gerne den einfachsten und bequemsten Weg wählt – ich habe einen Ausländer geheiratet. Tatsächlich ist er, haltet euch fest, nicht mal EU-Bürger! Was für mich und alle sonst irgendwie beteiligten kein Problem darstellt. Die Schweiz hingegen sieht dies als Grund, unsere Liebe unter Beweis zu stellen. Es wird getestet, ob wir uns tatsächlich lieben oder ich nur einen weiteren Sozialschmarotzer ins Land holen will. Das Ganze nennt sich übrigens Familiennachzug.

Und zwar wird die Echtheit unserer Liebe anhand von einem schier endlosen Fragebogen zu Details unserer Beziehung getestet, sowie wichtigen Dokumenten wie dem Betreibungsregister-Auszug. Hat  jemand, der mal betrieben wurde, es wirklich verdient, mit seinem Liebsten zusammen zu sein?

Am liebsten würde ich der Migrationsbehörde ja einfach die Zugangsdaten zu meinem Facebook Account geben und die Kollektion von hunderten von kitschigen und weniger kitschigen Fotos die sich in den viereinhalb Jahren unserer Beziehung angesammelt haben. Aber nein, ich muss ja dieses Formular ausfüllen. Und Fragen beantworten wie: «Wann haben sie sich kennengelernt? Bitte machen sie möglichst genaue Angaben zu Ort und Datum.» Oder «Seit wann sind sie ein Paar?», «Wie haben Sie die Distanz ausgehalten?» Meine Lieblingsfrage ist: «Wer machte wann und wo den Vorschlag, die Eheschliessung einzugehen?» Noch bürokratischer und unromantischer könnte man es sicher nicht formulieren. Und nachdem ich aber mit der etwas seltsamen Dame der Migrationsbehörde telefoniert hatte, musste ich feststellen, dass dies wohl einfach der normale Umgangston in deren Büro ist. Denn das völlige Fehlen von jeglicher Emotion in ihrer Stimme hat mich schon fast beeindruckt. Ich bin kurz davor, sie noch einmal anzurufen, nur im ihr einen Witz zu erzählen. Aus purer Neugierde, wie sie Humor stimmlich handhabt.

Lieblingsfrage Nummer zwei steht auf einem weiteren, separaten Formular. Welches übrigens für «die verschiedensten Zwecke» verwendet wird, und dementsprechend  verwirrend ist. «Begründung des Aufenthaltszwecks» steht dort neben zwei nackten Linien. Also, echt jetzt? Ist es kitschig wenn ich einfach LIEBE schreibe?! Liegt es denn nicht auf der Hand?

Man sieht, ich bin lieber vorsichtig mit meiner Wortwahl. Es ist überhaupt seltsam, so die nackten Fakten seiner Beziehung vor sich zu sehen. Und sich dabei zu überlegen, was jemand, der einen überhaupt nicht kennt, dort alles hineininterpretieren könnte. Diese Überlegung führte denn zunächst  auch zu einigen mittelschweren Nervenkrisen. Bis ich wieder zur Vernunft kam, und befand, dass es eigentlich keine Rolle spielt. Schliesslich haben wir nichts zu verbergen. Und wenn es nötig ist, unsere Liebe mit Daten und Fakten zu beweisen, damit wir zusammen sein können, dann mache ich das eben.

Aber trotzdem, kleiner Tipp am Rande: Macht euch das Leben einfach und verliebt euch in einen Landsmann. Oder wenigstens einen EU-Bürger.

Dienstag, 12. März 2013

Mein erstes Mal in den Bergen

Letzten Freitag war es so weit. Das, was ich bisher mein ganzes Leben lang erfolgreich vermieden habe, ist nun doch geschehen. Es war unvermeidbar.

Ich war in den Bergen. Im Winter. Mit Schnee und so. 

Ich hatte sogar Moonboots dabei! Moonboots! Diese klobigen, unförmigen Dinger, die, rein modisch betrachtet, absolut keine Daseinsberechtigung haben. Nach einer halben Stunde im Schnee und tiefgefrorenen Füssen kapitulierte ich aber, und zog die Dinger an. Oh Mann. Scheiss auf schön. Sind die kuschlig und warm!

Ich war also in den Bergen. In Davos. Und ich war hin und weg. So viel Schnee habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen. Und so viel Natur! Es sieht wirklich aus, wie auf den Postkarten, die mir nette skifahrende Freunde manchmal schicken. Für mich bestand Natur bisher aus dem Stadtpark und der vor sich hin sterbenden Pflanze auf meinem Balkon. Und dann sah ich sogar Spuren von einem Tier im Schnee! Von einem Hirsch, einem Schneehuhn oder vielleicht von einem Schneehasen?

Sie sehen, ich bin ein richtiges Stadtkind. Aber, man glaubt es nach diesen Zeilen kaum, ich bin in der Schweiz aufgewachsen. (Was letzten Freitag so manch einer bezweifelte, als ich ob dem vielen Schnee kaum aus dem Staunen heraus kam und Tierspuren zu interpretieren versuchte). Aber, um es kurz zu machen: Ich verabscheue Winter, bin absolut unsportlich und Berge waren für mich bisher etwas, was man aus der Ferne betrachtet, während man am See sitzt und ein Bier trinkt. Es erklärt sich also von selbst, dass ich aus Prinzip keinen Wintersport betreibe. Deswegen war ich an diesem letzten Freitag übrigens auch das erste Mal auf einer Skipiste. Nur leider ohne Ski. Was übrigens keine besonders gute Idee ist.

Ich lernte an diesem Tag vor allem drei wichtige Dinge. Erstens: Die Berge sind doch irgendwie schön. Zweitens: Es gibt Gründe, gute Gründe, weshalb man einen schneebedeckten Hang mit Skiern runterfährt, und nicht zu Fuss wieder runterläuft... fällt... rutscht. Und drittens: Ein Tag reicht völlig. Jetzt hab ich die Nase echt gestrichen voll vom Schnee (ja, haha, ich rede von fast gefrorenem H2O). Bin ich froh, wohne ich in einer Stadt und nicht im Winterwunderland! 

Mittwoch, 6. März 2013

Englisch für IT-Dummies


Wer Englisch kann ist klar im Vorteil. Zumindest im IT-Business. Das wird einem spätestens dann klar, wenn man an einem zweistündigen Vortrag war, und in regelmässigen Abständen mit Wörtern wie „Backkk-öp“, „Kkkaschtömer“, „Kkkonwörtschenz“, „Pärforrmänz“ und ähnlichem gequält wird. (Für den Leser, der nicht fliessend in Schweizer-Englisch ist: back up, customer, convergence, performance). Besonders tragisch ist es dann, wenn der Betreffende sogar anfängt, eigentlich deutsche Wörter falsch Englisch auszusprechen: aus agil wird so äitschiiil. Wenigstens hielten mich diese Wortvergewaltigungen wach, denn vom Inhalt verstand ich nicht viel (siehe vorheriger Blog-Eintrag).

Als dann aber ein Ostschweizer das Wort ergriff, verspürte ich das starke Bedürfnis nach Flucht. Sie denken ich übertreibe? Stellen sie sich obige Wörter doch mal im St.Galler Dialekt ausgesprochen vor. Na, haben Sie jetzt auch Gänsehaut?

Ich mag ja keinen blassen Schimmer von IT haben. Dafür kann ich aber alle diese Begriffe, die ich nicht verstehe, richtig aussprechen... 

Montag, 4. März 2013

IT für Dummies

Seit ziemlich genau einer Woche habe ich einen neuen Job. Endlich!! Ich schreibe jetzt nicht mehr reisserische News über unwichtige Tote, sondern bewege mich, ganz erwachsen, im IT-Business. Dort schreibe ich firmen-interne News (bisher haben wir noch keine Tote zu verzeichnen).

Um meine Arbeit hier zu erklären: Meistens habe ich es mit komischen IT-Menschen zu tun. Diese erzählen mir komplizierte Sachen die ich ehrlich gesagt überhaupt nicht verstehe. In den News berichte ich dann über den Teil des Interviews, den ich verstanden habe.
In der Praxis sieht das dann etwa so aus: Ein Herr mit seltsamer Berufsbezeichnung die ich noch nie gehört habe, erläutert mir in einem recht einseitigen Gespräch angeregt den IT-Markt und dessen Möglichkeiten und Grenzen in Verbindung mit Clouds. Meine Kommentare belaufen sich auf interessierte Aha's und Mhm's, während ich kleine Kringel auf meinen Notizblock kritzle. Später zitiere ich ihn folgendermassen: "Ich finde unseren CEO sehr sympathisch und seine Vision erscheint mir revolutionär." (Das hat er natürlich auch erwähnt, irgendwann zwischen IT-Fachgesimpel.)

Nach anfänglicher Panik und schlaflosen Nächten, ich müsse mich jetzt mit IT-Wissen auseinandersetzen, beruhigte mich mein Chef aber. Er findet es gut, genau so wie ich es mache: "Jetzt verstehen sogar die vom Empfang endlich etwas von den News."

(Natürlich geht es bei meinen News auch nicht darum, über komplexe Marktgeschehen zu berichten, sondern einfach, was im Unternehmen so los ist. Nur, um das noch erwähnt zu haben.)

Mittwoch, 20. Februar 2013

Von schreienden Katzen, Riesen-Hamsterlis und der modernen Frau

Falls Sie sich jemals einsam fühlen, besorgen sie sich eine Katze, stopfen sie in eine Kiste (dazu benötigen Sie Nerven aus Stahl, etwa 30 Minuten Zeit und Lederhandschuhe. Halten sie zur Sicherheit Pflaster und Desinfektionsmittel bereit.), und fahren Sie mit ihr Bus. Sie werden garantiert unzählige Seniorinnen und Kinder kennenlernen.

Zumindest geht es mir jedesmal so, wenn ich mit einer meiner beiden Mini-Tiger zum Tierarzt muss. Einer der weniger Momente in denen ich wünschte, ich hätte ein Auto. Über das Geschrei meiner protestierenden Katze hinweg erzählen mir jeweils Renterinnen, dass sie auch eine Katze hatten, diese aber einschläfern mussten und Kinder verfallen in Jööö-Geschrei.
Eine Seniorin erzählte mir heute von der ganz, ganz schlimmen Krankheit, die ihre Katze hatte, und die ja scheinbar so viele Katzen befällt. Vielen Dank auch, das sind genau die Geschichten die ich hören möchte, wenn ich meine Katze gerade zur Untersuchung bringe.

Zwei Unterhaltungen stachen heute besonders hervor. Auf dem Hinweg zum Tierarzt fragte mich eine offensichtlich etwas verwirrte alte Dame, ob ich denn ein Hamsterli in der Kiste habe? Ich wusste nicht so recht, was ich darauf antworten sollte und entschied mich dann für: "Ja, ein mutierter Riesen-Hamster!" Sie nickte, lächelte und meinte "Jöööö der ist aber herzig! So einen hatte ich auch mal, wir mussten ihn aber einschläfern lassen."

Auf dem Rückweg schliesslich setze sich ein sehr gesprächiges Mädchen zu mir. Offensichtlich war meine Katze Grund genug für sie, mir ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Zum Glück war sie erst neun. Sie quasselte also ohne Punkt und Komma geschlagene zehn Minuten lang. Erstaunlich fand ich aber vor allem ihre Erklärung, dass sie nicht nur Freundinnen habe, sondern auch schon einen Freund. Den teile sie aber mit ihren Freundinnen. Interessantes Konzept. Ist das die moderne, emanzipierte Frau der Zukunft?

Dienstag, 5. Februar 2013

Jobsuche

Wieder einmal bin ich auf Jobsuche. Übrigens nicht, weil meine Arbeitgeber meiner so schnell überdrüssig werden, sondern weil die Praktika zeitlich begrenzt sind. Und bisher habe ich es leider noch nicht geschafft, aus der Praktikumsschiene herauszukommen.

Heute aber, heute habe ich ein Vorstellungsgespräch! Wenn auch ein höchst zweifelhaftes. 

Gestern rief mich Herr Z. von der Firma C. an. "Grüezi, sie haben sich doch letzte Woche bei uns beworben." Innerer Jubel meinerseits. Der durch seine nächste Aussage gebremst wird. "Also eigentlich suchen wir ja jemanden mit mehr Erfahrung als Sie sie mitbringen." Wieso zum Geier rufen Sie mich denn an? Nachdem ich ihm dann ausführlich erkläre, warum ich trotzdem gut bin, meint er, ich könne ja einfach mal auf einen Kaffee vorbeikommen.

Also gehe ich jetzt zu einem Vorstellungsgespräch, von dem beide Seiten eigentlich wissen, dass es sowieso nichts wird. Aber wer weiss? Vielleicht schmeckt der Kaffe ja lecker. 

Freitag, 16. November 2012

Über den Wolken... hat es viele besoffene Russen


Heute war in diversen Blättern zu lesen, dass die russische Transportbehörde vermutlich das Alkoholgesetz an Bord von Flugzeugen verschärfen möchte. Es soll in russischen Airlines künftig verboten sein, eigenen Alkohol mit an Bord zu bringen. Auch alles was an Spirituosen in Duty-Free-Geschäften gekauft wurde, muss den Flugbegleitern ausgehändigt werden. Nach der Landung bekommt man sein Gesöff wieder zurück. 

Einführen möchten dieses Gesetz die genervten Airlines. Denn anscheinend kommt es in russischen Flügen zu "etlichen Zwischenfälle mit stark betrunkenen Passagieren und hohen Kosten für ungeplante Landungen". Dem russischen Verkehrsministerium zufolge kommt es in Russland jährlich zu über Tausend solcher Vorfälle in Verbindung mit Alkohol. 

Diese "Zwischenfälle" weckten meine Neugier. Und was ich da, neben dem normalen "betrunkene Jugendliche nervten mich mit ihrem Gejohle während des Fluges" so fand, verdient es meiner Meinung nach, hier erwähnt zu werden. Denn Unterhaltungswert hat es allemal - wenn auch einen eher traurigen. 

  • Vergangenen Oktober wurde ein 22-jähriger verhaftet, weil er sturzbetrunken behauptete, eine Bombe an Bord versteckt zu haben. 
  • Ein Passagier versuchte im Suff das Cockpit zu stürmen, um das Flugzeug zu übernehmen.
  • Letztes Jahr musste ein Flieger, der nach London unterwegs war, kurz nach dem Abflug umkehren. Eine Reisende kippte sich die Drinks anderer Fluggäste hinter die Binde, um dann einen Striptease hinzulegen. 
  • Wie's scheint kennen auch höhere Beamte nichts, wenn es um Hochprozentiges geht. 2010 fing ein besoffener Regierungsabgeordneter einen Streit mit der Flugbegleiterin an. 
  • Aber nicht nur Passagiere, auch das Personal hat so seine Probleme mit dem Alkohol: 2004 wurden zwei betrunkene Flugbegleiter beschuldigt, einen Passagier verprügelt zu haben, nachdem dieser sich beschwert hatte, die beiden seien nicht in der Verfassung, ihre Arbeit auszuführen. 
  • 2009 wurde ein Pilot der Aeroflot wieder von seinem Flug abgezogen, nachdem sich Passagiere über seinen alkoholisierten Zustand beschwerten. Zum Glück bemerkten diese das rechtzeitig, bevor der Flieger startete. Die Stellungnahme der Airline dazu: Die durchgeführten Tests haben keine erhöhten Promillewerte beim Piloten angezeigt. Er habe möglicherweise einen Schlaganfall erlitten. 
  • 2011 war ein Navigator mitschuldig an einem Flugzeugabsturz. Er war betrunken - 0,81 Promille im Blut. Bei dem Absturz starben 47 Menschen.

Mein Fazit: ich möchte lieber nicht nach Russland fliegen...

Und nachdem ich dieses Video gesehen habe auch nie, nie, nieeemals dort Auto fahren: