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Freitag, 10. Juli 2015

Wieso Mexiko?


Wie sicher alle mitbekommen haben, habe ich vor knapp einem Monat der Schweiz den Rücken gekehrt. Nach einem sechsmonatigen Probewohnen in Playa del Carmen habe ich den grössten Teil meiner Sachen weggeschmissen, gespendet oder verkauft, einiges bei meinem Bruder im Keller gelagert und 45 Kilo mitgenommen. Folgende zwei Fragen musste ich deswegen schon unzählige Mal beantworten: Warum? Und wieso ausgerechnet Mexiko? Hier die Antwort dazu schriftlich. 



Viele denken, ich sei einfach wegen meinem Mann hierhergezogen. Ja, auch. Aber nicht nur. Ja, es geht um Liebe. Aber Liebe zum Leben. Liebe zu dem, was ich tue. Liebe zu meiner Umgebung. Und nicht zuletzt natürlich Liebe zu all den Menschen in meinem Leben, die mir wichtig sind.  In der Schweiz habe ich von alldem nicht mehr viel gespürt (ausser der Liebe zu den Menschen in meinem Leben natürlich). Ich war unzufrieden mit mir selbst, meiner Arbeit, meinem Leben überhaupt. Jeden Morgen musste ich mich zwingen, aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Eine Veränderung musste her. Denn eines war mir klar: Ich würde nicht zu einem von den Menschen werden, die immer nur motzen aber nichts gegen ihre Unzufriedenheit tun. 

Ich bin mir dessen bewusst, dass, nur weil ich in einem anderen Land lebe, nicht gleich alles magisch besser wird. Aber die Veränderungen die ich mir wünsche und die ich vor allem aktiv beeinflussen kann, sind hier greifbarer. Ich möchte nicht mehr acht Stunden am Tag in einem Büro sitzen und sinnlose Berichte, Nachrichten oder Produktbelobungen schreiben. Ich möchte überhaupt nicht mehr acht Stunden am Tag in einem Büro sitzen müssen. Ich sah in meinem Leben in der Schweiz höchstens eine Veränderung in der Karriereleiter. Und ich bin nicht daran interessiert, diese hochzuklettern. Ich bin daran interessiert, täglich gerne zur Arbeit zu gehen. Freude an dem zu haben, was ich mache. 

Ausserdem, seit  ich als kleiner Knopf mit fünf Jahren zum ersten Mal das Meer gesehen habe, war es mein Traum, am Meer zu leben. Wann hatte ich meine Träume vergessen und stattdessen nur noch an Schulabschlüsse, Diplome und Monatslöhne gedacht? Irgendwann im Laufe meines Lebens habe ich tatsächlich vergessen, was ich wirklich will, was ich wirklich gerne mache. Ich habe mich stattdessen nur noch darauf konzentriert, was von mir erwartet wird. Ich habe gedacht, ich kann schreiben, also werde ich Journalistin. Es hat eine Weile gedauert, bis ich gelernt habe, dass was man gut kann, nicht unbedingt das ist, was man täglich acht Stunden lang machen will. Oder in anderen Worten, Können ist nichts ohne Begeisterung. Es gibt noch andere Dinge die ich gut kann UND die mir Freude machen. Das letzte Jahr habe ich also hauptsächlich damit verbracht, dem auf den Grund zu gehen: Was will ich wirklich?

Unterbewusst war mir schon lange klar, dass ich hier bleiben will. Trotzdem hatte ich Angst vor der Entscheidung. Was, wenn doch alles schief gehen würde? Was, wenn ich hier niemals so gute Freunde finde würde wie Zuhause? Was, wenn ich hier noch unglücklicher sein würde? Aber in der Schweiz war ich auch nicht glücklich. Und am wichtigsten, ich weiss, ich würde es tausend Mal mehr bereuen, es nicht wenigstens versucht zu haben, als zu scheitern. Ausserdem hatte ich, bis ich endlich eine endgültige Entscheidung traf, ständig wiederkehrende Albträume davon, in Luzern bleiben zu müssen. Ein Arschtritt meines Unterbewusstseins, das meine Unschlüssigkeit langsam satt hatte. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und beschloss: Ja. Ich werde alles in der Schweiz zurücklassen und hier neu anfangen. 




Dennoch, der Abschied fiel mir nicht leicht und die wenigen Wochen die ich hatte, um meine Wohnung aufzulösen und mich von allen zu verabschieden, schienen bei weitem nicht genug. Gefühlsmässig machte ich von «Ich schmeiss alles hin und bleibe doch!», über Wutanfälle und Tränen bis hin zu Euphorie alles durch. Das Thema «Loslassen» war allgegenwärtig - und hat am Ende gut getan.

Wieso ausgerechnet Mexiko? Wieder die Liebe. Nicht nur die zu meinem mexikanischen Mann, sondern zu diesem Land. Ich könnte euch jetzt seitenlang von der mexikanischen Kultur, Natur, dem Essen und den Menschen vorschwärmen. Aber das ausschlaggebende für mich war wohl, seit ich dieses Land zum ersten Mal betreten habe, fühlte ich mich hier Zuhause. 

Wie lange ich bleiben will? Für immer? Ich weiss es nicht. Denn wenn ich etwas gelernt habe in meinem Leben, dann, dass die Dinge oft anders geschehen als geplant. Also lasse ich es auf mich zukommen. 


Und nun bin ich hier. Und habe meine Entscheidung noch keine einzige Sekunde bereut. So weit läuft nämlich alles wunderbar. In der Liebe. In der Arbeit, wo sich ungeahnte Möglichkeiten aufgetan haben. Mich umgeben wunderbare Menschen. Und wenn ich am Strand stehe, die Meeresluft einatme, das Rauschen der Wellen in meinen Ohren und in die Weite blicke (ja, genau so kitschig mache ich das), dann bereue ich erst recht nichts. Es ist lange her, dass ich so glücklich war!


Mittwoch, 1. Juli 2015

Moctezumas Rache

Weiter geht’s mit den wahren Problemen des Alltags, mit denen ich mich hier herumschlage. Diese haben nach wie vor nichts mit wild um sich schiessenden Drogenbaronen oder sonstiger Bandenkriminalität zu tun. Diese Woche: Moctezumas Rache. 

Wer ist Moctezuma und wofür rächt er sich? Moctezuma war Anfang des 16. Jahrhunderts Herrscher der Azteken - das sind die, die in einem Teil Mexikos und Mittelamerikas lebten, bevor die Europäer beschlossen, dass ihnen die Welt gehört und die Spanier hier alles niedermetzelten was nicht bei drei auf den Palmen oder besonders wertvoll war. Besagte Spanier begannen in das aztekische Reich einzudringen, als Moctezuma an der Macht war. Glaubt man der Legende, so hinterliessen sie überhaupt keinen guten Eindruck bei ihm (wen wundert’s). Denn er belegte alle Spanier und sonstigen Ausländer die ihren Fuss auf den Kontinent setzen mit einem Fluch: Fürchterlicher Durchfall sollte sie in der ersten Woche ihres Aufenthaltes plagen. um also die zweite Frage zu beantworten, er rächte sich wohl dafür, dass er sich dank den Spaniern beschissen fühlte. Oder er wollte ihnen einfach Schiss einjagen. Dünnschiss ist aber leider keine geeignete Kriegsstrategie und wie wir heute sehen, hinderte er die Europäer nicht im geringsten daran, den Kontinent einzunehmen. 

Moctezumas Rache bedeutet also schlicht und einfach Reise-Diarrhoe. Jeder Mexiko-Reisende hat diese bestimmt schon mehr oder minder schlimm miterlebt. Ich bin der Meinung, hier in Playa ist es besonders schlimm. Nicht nur schmeckt das Essen hier aus unerfindlichen Gründen bloss halb so gut wie im Rest Mexikos, auch wird man hier öfter krank deswegen. Anscheinend wegen der Hitze - was ich nicht verstehe, schliesslich besitzen sie hier auch Kühlschränke. 

Wie dem auch sei, in den letzten drei Monaten war ich bereits zwei Mal beim Notarzt wegen Moctezumas herzlicher Rache - ich hatte zudem mörderische Bauchkrämpfe und das Vergnügen, mein Essen zwei Mal zu sehen. Laut meiner Ärztin sind das die Symptome, die sie hier am häufigsten behandeln muss. Weshalb ich schon ernsthaft in Erwägung gezogen habe, wieder Vegetarierin zu werden. Aber dann komme ich doch wieder an einem lecker duftenden Taco-Laden vorbei und vergessen sind die guten Vorsätze…

Donnerstag, 25. Juni 2015

Paola

Kürzlich bin ich (wieder zurück) nach Mexiko gezogen, Playa del Carmen heisst die Destination diesmal. Viele (zu viele) Menschen brachten ihre Besorgnis darüber  zum Ausdruck, dass ich in ein "so gefährliches" Land ziehe. Sie stellten sich Mexiko voller mit bis an die Zähne bewaffneten Drogenbaronen vor, die wahllos jeden vergewaltigen und erschiessen, der ihren Weg kreuzt. Mit Vorliebe natürlich blonde Mädels wie mich. 


In Wahrheit aber werde ich hier mit ganz anderen Problemen konfrontiert. Diese Woche: Ratten. 

Eines schönen Nachmittags sass ich zu Hause am arbeiten, als ich im Augenwinkel plötzlich eine Bewegung wahrnahm. Beim genaueren Hinsehen sah ich gerade noch etwas Hand-grosses unter die Kommode huschen. Ohne viel zu denken, stiess ich erst einen entsetzten Schrei aus und war dann etwa 3 Sekunden später aus der Wohnung. Um eine Stunde später, bewaffnet mit einer Freundin, zwölf Dosen Bier gegen die Angst und einer Rattenfalle wieder zurück zu sein. Noch einmal etwa 4 Stunden später war von der Ratte keine Spur, obwohl wir mit einem Besenstiel alles abgesucht hatten, und das Bier getrunken. Man begann an meiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Mein Mann war entsprechend begeistert, als er nach Hause kam, uns betrunken vorfand und erfuhr, dass wir die Wohnung fortan mit einer Ratte teilen. Er hält von Ratten etwa so viel wie ich von den übergrossen (ca. 7cm) Kakerlaken die zudem noch fliegen können (wieso?!), oder den 30cm langen Tausendfüsslern hier (die werden ihrem Namen wenigstens gerecht). Ehrlich, da habe ich vor einer Ratte weniger Angst. Aber in meiner Wohnung möchte ich sie trotzdem nicht haben. Plötzlich vermisste ich meine Katze noch viel mehr.

Zwei Tage später hatten wir die Ratte liebevoll Paola genannt. Ich hatte inzwischen die komplette Wohnung auf den Kopf gestellt, sie von sämtliche Insekten befreit und eine Eidechse gefangen und wieder befreit, die in einer von Paolas Fallen kleben geblieben war (ich konnte nirgends eine Lebendfalle finden). Paola hingegen war viel zu schlau für diese Fallen: Sie ass die Chips daraus ohne kleben zu bleiben und hinterliess nur angsteinflössend riesige Pfoten-Abdrücke. Wir wohnen in einer eineinhalb-Zimmer Wohnung - meiner Meinung nach gibt es nicht so viele Orte, wo sich eine Ratte verkriechen kann. Aber Paola belehrte mich eines besseren. Dieses schlaue Biest. 

Am dritten Abend schliesslich, wir lagen bereits im Bett, hörten wir es aus der "Küche" (eigentlich einfach die Ecke der Wohnung, wo der Kühlschrank und das Regal mit Essen und Geschirr stehen) klirren. Innert einer halben Sekunde war ich auf den Beinen und in der Küche. Da war sie, Paola! Aus ihren kleinen schwarzen Knopfaugen starrte sie mich an und in dem Augenblick des gegenseitigen Anstarrens konnte ich ihren Hohn förmlich spüren. Natürlich schrie ich laut, was zwei Sachen nach sich zog: Paola rannte unter das Gestell und mein Mann verfiel loyal, wie er ist ebenfalls ein bisschen in Panik. Aber dieses Mal würde ich nicht wieder den gleichen Fehler begehen. Ich würde das kleine fette Biest nicht mehr aus den Augen lassen, bis ich es aus der Wohnung hatte. Paola sollte mir dankbar sein, war das doch eine Chance, lebend zu entkommen, denn töten wollte ich sie eigentlich nicht. Etwa 45 Minuten, einige umgekippte Möbel und panische Schreie später, schaffte ich es: Samt Couch-Hocker bugsierte ich Paola zur Haustür hinaus. Mein Mann hatte derweil die Fähigkeit entwickelt, sich auf Stühlen stehend fortzubewegen. 

Nun, wir hatten einige wertvolle Lektionen gelernt: 1. Ratten hier sind weitaus grösser, mutiger und frecher als diejenigen in der Schweiz. Wir pflegen ja zu sagen, "Das Tierchen hat mehr Angst vor dir, als du vor ihm!" Auf Paola traf das ganz bestimmt nicht zu. Sie hatte sich nämlich vermutlich die ganze Zeit unter dem Sofa versteckt, welches ich auf der Suche nach ihr mehrmals kräftig bewegt und auf den Boden knallen lassen hatte. 2. Wir könnten hier vergewaltigt und gefoltert werden, oder sonstige gewalthaltige Praktiken die uns laut schreien lassen, und die Nachbarn scheren sich einen Dreck darum. 3. Ich vermisse meine Katze. 4. Ratten führen dazu, dass mein Mann erstaunliche akrobatische Leistungen vollbringt.

Fazit: Ist die Ratte im Haus, tanzt der Ehemann auf dem Stuhl. 

Dienstag, 2. September 2014

Ich bitte nicht um Erlaubnis, ich nehme sie mir

Ich erlaube es mir, Abstand von allem zu nehmen, was mir nicht gut tut. Darunter fallen nicht nur simple Sachen wie langweilige Filme oder schlecht geschriebene Bücher, sondern auch Menschen. Menschen, die mich schlecht behandeln. Menschen, die mir nicht mit dem Respekt und der Ehrlichkeit gegenübertreten, die mir gebührt (mir ist bewusst, dass mir jeweils der Respekt und die Ehrlichkeit gebührt, die auch ich an den Tag lege). Menschen, die mich mit ihrer Negativität vergiften. Menschen, die mir meine Energie aussaugen wie das iPhone seine Batterie. Menschen, die mich nur herunterziehen. Vor allem erlaube ich es mir selber nicht, mich schlecht zu behandeln oder herunterzuziehen.

Ich akzeptiere keine Gewalt an mir, sei sie physisch oder emotional. Ich akzeptiere es nicht mehr, dass man mich ausnutzt, aus welchen Gründen auch immer. Ich bin nicht da, damit sich andere auf meine Kosten besser fühlen. Ich akzeptiere auch nicht mehr meine eigenen, negativen Gedanken.

Ich erlaube mir, meinen eigenen Weg zu gehen. 

Ich erlaube mir, dass ich nicht immer gut gelaunt sein muss, dass ich mich nicht immer zurückstellen muss, dass ich nicht immer auf alles eine Antwort haben muss. Dass ich auch mal Nein sagen darf. Meine Meinung sagen darf. Und zwar laut. Ich erlaube mir, anders zu sein.

Ich erlaube mir, meinen Ängsten ins Gesicht zu blicken, sie zu akzeptieren, mich ihnen zu stellen. Ich erlaube es mir, Fehler zu machen, nicht perfekt zu sein. Ich erlaube mir, mir selber zu verzeihen. Ich erlaube mir, auch einmal schwach zu sein. Wütend zu sein. Traurig zu sein. Ich muss nicht immer glücklich sein. Aber wenn ich glücklich bin, erlaube ich es mir, laut zu lachen, zu tanzen und zu feiern, egal wo und wann.

Ich erlaube mir, einfach ich zu sein. 

Ich erlaube es mir, anzuziehen, worin ich mich wohl fühle, egal ob es gerade in ist oder nicht. Ich erlaube mir, nicht Grösse Zero zu tragen, nur weil die Medien mir vorgaukeln, dass ich das muss. Ich erlaube mir Schokolade zum Nachtisch und Wein am Montagabend. Ich erlaube es mir, bis Mittags zu schlafen und bis spät in die Nacht hinein wach zu sein. Ich erlaube es mir, auf meinen Körper zu hören, nicht auf die Medien. Ich erlaube es mir, nach meinem eigenen Rhythmus zu leben.

Ich erlaube mir alles, was mir gut tut, was mich glücklich macht und was keinem schadet. Ich erlaube mir, nicht immer alles was ich mache erklären zu können. Ich erlaube mir, auf mein Herz zu hören. 


Ich erlaube es mir, zu leben. Auf meine Art. Ganz egal, ob es der Welt gefällt.


Freitag, 30. Mai 2014

Wenn einer eine Reise tut, verwirrt das manchmal den Magen

Ja, dieser Blog ist noch aktiv! Heute als Reiseblog. Diesmal war ich aber nicht ohne Ski auf alpinen Skipisten unterwegs, sondern praktisch im Ausland, nämlich «ännet dem Röstigraben», im französischsprachigen Teil des Landes.

Zuerst mit leerem Magen in einer Schoggifabrik, dann mit Bauchschmerzen in einer Käsefabrik. Dann in einem Städtchen, das tatsächlich schöner als Luzern zu sein scheint und schliesslich noch in unserer Diplomatenstadt.

Der Besuch einer Schokoladenfabrik, in unserem Fall Cailler in Broc, ist es auf jeden Fall wert, die Bikinifigur zu ruinieren. Als gebildeter Mensch (bzw. als jemand, der sich wiederholt am Salon du Chocolat in Zürich durch die Stände geschlemmt hat), weiss ich längst, wie Schokolade hergestellt wird. Als Schweizerin weiss ich natürlich auch. dass es keine bessere Schoggi als die unsrige gibt. Ich gebe es zu, mir ging es nur um die Schoggidegustation. Ich habe extra am Abend zuvor nur etwa drei Salatblättli gegessen und am Morgen ein paar trockene Darvida. Mein Magen war also bereit, kiloweise Schokolade aufzunehmen. Und es hat sich gelohnt! In Broc angekommen, nach einer multimediale Führung inklusive Special Effects durch die Geschichte der Schokolade, konnten wir endlich degustieren. Eine halbe Stunde und ca. 1 kg Schoggi und Pralinés später, hätte ich dann am liebsten in den malerischen Brunnen vor dem Eingang gekotzt. Schokolade? Nie wieder! (Tipp: Wer sich Schoggi kaufen möchte, sollte das unbedingt vorher tun - danach kann man das süsse Zeugs nicht mehr sehen.)



Damit unsere Mägen sich wieder vom Zuckerschock erholen konnten, war unsere nächste Station die Käsefabrik in Gruyère. Eine Degustation gab es dort zwar nicht, sondern nur je eine Scheibe von drei verschieden lang gereiften Gruyère AOC Käsen. Aber mein Magen freute sich über den allgegenwärtigen Käsegeruch. Und eine verdächtig überglückliche Kuh namens Kirsche (vielleicht sollte ich diese tollen Alpenkräuter auch einmal ausprobieren?) erklärte uns alles, was es über die Käseherstellung zu wissen gibt. Auf Käse hatte ich danach keine Lust mehr, aber ich fragte mich, ob ich nicht auch lieber als Schweizer Milchkuh geboren worden wäre?



Klüger und mit einem verwirrten Magen ging es weiter nach Montreux. Ein wunderschönes Städtchen! Würden sie dort nicht Französisch sprechen, ich würde glatt dorthin ziehen. Nachdem wir eifrig Fotos von der Seepromenade mit den malerischen Alpen im Hintergrund geschossen und auch die Statue von Freddy Mercury mit einigen Fotos gewürdigt hatten, ging die Reise weiter nach Genf.




Nach Genf gingen wir eigentlich nur aus zwei Gründen: Ich wollte meinem Mann zeigen, dass Genf wirklich keine so schöne Stadt (im Vergleich zu Montreux und Luzern) und nicht unbedingt einen Besuch wert ist (abgesehen natürlich von Führungen durch die UNO Gebäude oder das CERN für die Nerds). Denn ausser diesem langweiligen Wasserstrahl gibt es dort irgendwie nicht viel zu sehen. Grund Nummer zwei war, dass es dort anscheinend die schweizweit besten Kebabs gibt. Der Jet d’eau war dann sowieso ausgeschaltet, aber dafür war der Kebab wirklich extrem lecker. 

Mit einem inzwischen völlig überforderten Magen ging es dann im Zug zurück nach Luzern. Fazit: Geht dort überall hin (ja, auch nach Genf, wegen den Kebabs und so). Vor allem liebe Luzerner, reist in der Schweiz umher und seht, dass in anderen Städten des Landes nicht das Chaos ausgebrochen ist, nur weil dort die Läden länger geöffnet sind und einige sogar, OMG!, am Sonntag.

Dienstag, 4. Februar 2014

Sachen, die Facebook nicht braucht (und die Welt auch nicht)

Heute feiert die Seite, auf der viele von uns einen grossen Teil ihres Lebens verschwenden, Geburtstag. Zehn Jahre Facebook!

Ich nehme dies zum Anlass, einige No-Go’s auf Facebook aufzulisten. Würden manche von uns folgende Dinge möglichst vermeiden, wäre die Seite viel sympathischer. Wäre wohl generell jede Social Media Site viel sympathischer.

  • Selfies. Bitte befreit die Welt von Duckfaces. Wir müssen euch nicht beim Einkaufen, beim Kaffee trinken, beim Wein trinken, beim feinen Znacht und dann auch nich im Fitnessstudio sehen. Und schon gar nicht: „Ich im Bikini, Foto Nr. 1254“. Wirklich nicht. Verschont und von Alben, die mit „Ich!“ betitelt sind. Wir sind deine Freunde, wir wissen wie du aussiehst.
  • Babyfotos. Selfie-Fotografinnen scheinen, kaum haben sie Nachwuchs auf die Welt gesetzt, nichts anderes mehr zu tun, als jeden Schritt, jeden Pupser und jede Bewegung ihres Sprösslings zu dokumentieren. Klein-Leons erstes Lächeln! Klein-Leons erster Schritt! Klein-Leon rülpst! Klein Leon wird 2 Wochen alt! Klein-Leon wird 2 Monate alt! Klein-Leon wird 24 Monate alt (das sind zwei Jahre verdammt). Klein-Leon beim Essen, beim Schlafen, beim Spielen. Mein Facebook ist voll von solchen Posts. Ja, ich freue mich ja für euch und ich finde Klein-Leon echt süss. Aber wie bei so vielen Sachen, wäre vielleicht auch hier ein Mass angebracht…
    Unter diese Kategorie fallen übrigens auch Katzen-/und Hundefotos, oder sonstige Fotos süsser Haustiere. Meistens von Menschen, die noch keine Kinder haben. Und uns dafür drei Mal pro Woche  mit neuen Schnappschüssen ihrer Stubentiger behelligen. Bitte. Nicht.

  • Öffentliche Liebeserklärungen. Müssen wir denn sehen, dass ihr alles nur noch im Doppel unternehmt und wie wahnsinnig gern ihr euch habt? Hallo, ihr seid ein Paar. Auch ohne dass ihr es uns ständig unter die Nase reibt, gehen wir davon aus, dass ihr euch liebt.

  • Öffentlicher Liebeskummer. Das ist sogar noch schlimmer als die öffentlichen Liebeserklärungen. Ich finde es auch traurig, dass sie jetzt „am Boden zerstört und mit gebrochenem Herzen“ ist, aber kann sie das nicht mit ihrer besten Freundin besprechen? Und zwar ausschliesslich? Oder wie genau sollte ich auf eine solche Statusmeldung reagieren? Was erwarten solche Menschen?

  • Stalking. Ich glaube, das ist für sehr, sehr viele Facebooknutzer der Hauptgrund, warum sie überhaupt auf dieser Seite sind. Was, die Susi aus der Grundschule, die man sowieso nie leiden konnte (aber auf Facebook ist man natürlich trotzdem befreundet) hat geheiratet? Mal sehen, wie ihr Gemahl denn so aussieht. Ha! Der hat ja schon eine beginnende Glatze. Nachdem man sich die Hochzeitsfotos durchgesehen hat, weiss man auch, dass man selber das schönere Hochzeitskleid hatte und einer der Trauzeugen wahnsinnig süss ist. Nach weiteren zwei Minuten weiss man auch, dass besagter Trauzeuge zwar in derselben Stadt wohnt, aber leider bereits verlobt ist.

  • Ich bin Casey von Bimini und ich würde gerne zu treffen dich wenn du würden gerne auch. Das Internet generell wäre wohl ohne Spam ein schönerer Ort.

  • Food-«Porn». Wie beim herkömmlichen Porn so gilt auch bei Fotos von Essen: Sind sie nicht einigermassen professionell abgelichtet sieht es einfach scheisse aus. Egal wie lecker es in Wirklichkeit aussehen mag.

  • Tagebucheinträge. Nein, die Welt braucht kein stündliches Update deines Lebens. Deine Facebookfreunde auch nicht.


(Ja, ich weiss, auch ich mache einige der oben genannten Dinge. Shame on me…)

Mittwoch, 4. September 2013

Sport ist Mord

In einem Anfall von jugendlichem Leichtsinn habe ich kürzlich beschlossen, mehr Sport zu treiben. Es soll ja gesund sein, das Leben verlängern sowie Cellulitis und andere unschöne Sachen vorbeugen.  Und überhaupt, wird man immer mit einem so missbilligenden Blick oder verächtlichen Lächeln bedacht, wenn man zugibt, keinerlei sportliche Aktivitäten zu verfolgen.

Alle die jetzt mit einem müden Gähnen reagieren und sich fragen, wieso ich denn überhaupt über etwas derart banales schreibe, kennen mich nicht. Die Tatsache, dass ich fast regelmässig Sport betreibe, ist in etwa so, als wäre Charlie Sheen nüchtern. Oder als würde Adam Sandler gute Filme drehen. Oder als könnte Kristen Stewart Emotionen zeigen.

Das Ergebnis meines Sinneswandels: Ich habe Muskelkater an Orten, wo ich nicht einmal wusste, dass ich Muskeln habe und eine äusserst schmerzhafte Muskelzerrung im Rücken. Treppensteigen geht zur Zeit nur langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht, bequem sitzen geht dank der Muskelzerrung gar nicht. Mein Ziel war ja eigentlich, durch abtrainiertes Fett und antrainierte Muskeln (nur ganz wenig natürlich) sexier zu werden und mich besser zu fühlen. So unsexy und unbeweglich wie jetzt habe ich mich allerdings schon lange nicht mehr gefühlt. Und weniger sexy als während dem Sport könnte ich sowieso nicht aussehen: Hochrotes, verschwitztes Gesicht und vollkommen aus der Puste. Als wäre ich eine rennenden Tomate. Und wieso mich besser fühlen? Ich habe mich blendend gefühlt - bevor ich angefangen habe, mich mit Sport zu quälen!

Ausserdem, wenn ich mein Leben nur durch Sport verlängern kann, was bringt mir das? Unterm Strich verbringe ich doch dann die Zeit, die ich länger lebe, mit Sport! Dann lehne ich lieber dankend ab verbringe die mir verbleibende Lebenszeit mit angenehmeren Dingen, statt sie damit zu verschwenden, keuchend und mit schmerzenden Lungen um einen See herum zu joggen.